#KulturBlogger United | Statement zu erfolgreichen Kooperationen mit Institutionen

Ein Gruppenbeitrag von Angelika Schoder, Wera Wecker und mir.

Die Kulturblogger-Szene ist klein. Wir kennen uns fast alle persönlich und stehen über die sozialen Netzwerke in engem Kontakt und Austausch. Auf diesem Wege erfahren wir oft schnell von den Kooperationsanfragen und Einladungen zu Bloggerreisen. Es zeigt es sich immer wieder, dass Kooperationen und Einladungen für viele Institutionen noch neu sind. Dabei passieren natürlich auch immer wieder Pannen oder Missverständnisse. Wie man aus solchen lernen kann, hat Angelika exemplarisch an der Kunsthalle Karlsruhe in diesem Artikel festgehalten. Michelle hat in diesem Beitrag zudem erste Schritte für Blogger Relations zusammengefasst und Wera hat für Kulturinstitutionen bereits einen Leitfaden geschrieben.

Pannen sind menschlich und wir erwarten keine Perfektion, da wir selbst nicht perfekt sind. Bloggen ist bei den meisten von uns eine Leidenschaft, wir brennen für unsere Themen, sonst würden wir nicht so viel Zeit investieren. Bei einigen Anfragen zu Kooperationen, wie etwa Bloggerreisen, fällt uns jedoch auf, dass immer wieder ähnliche Fehler gemacht werden. Darum haben wir uns nun dazu entschieden, in diesem Beitrag Anregungen und Hilfestellungen zu geben, wie man als Institution auf Blogger zugehen kann, damit in Zukunft einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen der Kulturblogger-Szene und den Museen nichts mehr im Wege steht.

Wir nennen weder Namen noch Häuser, aber aufgeführte Beispiele sind tatsächlich geschehen. Wir würden uns freuen, wenn wir zu einer besseren Kommunikation beitragen können und möchten jedes Haus dazu ermutigen, den Schritt in Richtung Blogger-Relations zu wagen und vielleicht auch eine Reise für Blogger anzubieten.

Diesen Artikel haben wir zu dritt verfasst, Angelika, Wera und ich. Wir hoffen, dass er wächst und sich weitere Blogger anschließen. Jeder, der diesen Beitrag als in seinem Sinne empfindet, ist eingeladen sich via Kommentar oder in einem eigenen Beitrag anzuschließen.

Aber nun zu den Tipps für interessierte Institutionen.

Das Anschreiben

Eine persönliche Ansprache ist das A und O in der Kommunikation. Blogger-Relations funktionieren anders als die klassische Presseansprache. Blogger wünschen sich eine individuelle Ansprache. Da in der Regel eine erste Kontaktaufnahme per E-Mail erfolgt, sollte man zu einer höflichen und vor allem namentlichen Anrede tendieren, wobei das „Sie“ immer eine gute Wahl ist. In den sozialen Netzwerken ist das wieder anders. Jedes Medium funktioniert nach eigenen Regeln. Sollten Sie die Blogger bereits kennen, steht einem “Du” selten etwas im Wege.

Tipp: Starten Sie eine Kontaktaufnahme lieber zu förmlich als zu informell.

Die Zusammenarbeit mit Bloggern ist eine Win-Win-Situation für alle und sollte direkt am Anfang bereits mit gegenseitigem Respekt beginnen. Viele von uns haben studiert, mancher sogar promoviert, sind berufstätig und ebenfalls vom Fach. Gerade das sollte nicht vergessen werden. Und ein Kunsthistoriker, der selbst in einem Museum arbeitet, ist selten begeistert von Sätzen wie “und bei der Veranstaltung können Sie dann auch direkt sehen, wie ein Kurator so seine Recherche gemacht hat”. Schnell entsteht auf diese Art der Eindruck, dass Sie sich nicht mit uns und unseren Blogs auseinandergesetzt haben, sondern nur mit dem Fakt, dass unsere Blogs eine gewisse Bekanntheit erreicht haben.

Die Auswahl

Es gibt eine überschaubare Zahl an Kulturbloggern, aber wir sind doch zu viele, um eine feste Liste für Events darzustellen. Jeder von uns hat bestimmte Schwerpunkte und Themen über die er schreibt. Kooperationsanfragen, die damit nichts zu tun haben, bringen unsere Blogs nicht voran und die  Institution ebenso wenig, denn an jedem Thema und Blog hängt eine individuelle Leserschaft. Das gilt im übrigen für alle Blogs.Überlegen Sie von Beginn der Planung an, welche Ziele die Reise hat, welche Themen Sie bedienen und während der Reise aufgreifen und welche Blogger dazu passen könnten. Fragen Sie gerne nach Media-Kits und Lesern, wenn Sie eine bestimmte Zielgruppe erreichen möchten.

Tipp: Laden Sie sich ruhig eine bunte Mischung von Bloggern ein. Schauen Sie ebenfalls über den Tellerrand! 

Viele Reisen können dadurch bereichert werden, dass zusätzlich Architektur-, Reise- oder Lifestyle-Blogger eingeladen werden. Manche Kultur-Blogger pflegen zum Teil auch mehrere Blogs und es lohnt sich, eine kleine Recherche zu starten, zu welchem Blog die eigene Kooperationsanfrage am besten passen würde. Es gibt keine größere Enttäuschung vor Ort, wenn Blog und Event nicht zusammen passen. Keiner von uns dreien wird sicher vergessen, wie eine uns bekannte Foto-Bloggerin mit einem Fotoverbot konfrontiert wurde. Sie konnte also nicht über das Event berichten und hat im Prinzip ihre Zeit verschwendet.

Achtung: Es wäre eine Fehlannahme zu denken: „Die hat aber doch ein exklusives Event besucht.“ Wie fänden Sie es denn, wenn man Ihnen Ihre Traumschuhe in der falschen Größe schicken würde, um Ihnen dann zu sagen: „Freuen Sie sich doch, immerhin haben Sie nun tolle Schuhe zu Hause.“?

Die Kostenfalle

Die traurige Wahrheit ist, wie alles im Leben kosten Blogger-Relations Geld. Besonders Bloggerreisen sind ein teurer Spaß für jede Institution, deshalb sind wir jedes mal sehr begeistert, wenn dieses Abenteuer gewagt wird. Reisen sind die Königsklasse der Blogger-Relations und keineswegs muss gleich damit begonnen werden.

Tipp: Machen Sie im Vorfeld kleine Events und lernen Sie örtliche Blogger kennen.

Die Blogger, die im eigenen Ort wohnen, können Ihnen regelmäßig wunderbaren Content liefern. Pflegen Sie im Vorfeld diese Beziehungen, bevor Sie direkt mit einer Reise mit Bloggern aus ganz Deutschland starten.

Wenn eine Reise geplant werden soll, lohnt sicher auch ein Anruf bei einer anderen Institution, die bereits erfolgreich ein solches Event organisiert hat. Selbstverständlich kann man auch einen Blogger seiner Wahl kontaktieren und sich erkundigen oder diesen sogar mit der Planung beauftragen. Wenn eine Reise geplant wird, sollte man sich jedenfalls im Klaren darüber sein, dass sämtliche Kosten übernommen werden müssen. Die Aufgabe der Blogger ist, das Event in den Sozialen Medien zu begleiten und darüber zu berichten. Die Aufgabe der Institution ist die Organisation, die Betreuung und die Übernahme der Kosten. Selbst wenn wir Honorare beiseitelassen, die im Allgemeinen nicht unüblich sind, müssen auf jeden Fall die Fahrten, die Unterkünfte und die Verpflegung gewährleistet sein. Wir bloggen aus Leidenschaft. Für Reisen nehmen wir uns mitunter Urlaub und bringen viel Zeit mit. Nicht nur während des Events, sondern auch im Anschluss, wenn wir unsere Fotos bearbeiten und die Beiträge schreiben. Der Aufwand, der hinter Kulturblogs steht, wird häufig unterschätzt. Hätten Sie gedacht, dass hinter jedem Blogbeitrag mehrere Arbeitsstunden bis zu mehreren Tagen stehen? Stellen Sie sicher, dass zu diesem hohen Zeitaufwand nicht zusätzlich ein finanzieller Aufwand entsteht.

Fairness

Fairness ist für uns ein ganz wichtiger Punkt. In einer so kleinen Szene kennen sich die meisten Blogger untereinander und tauschen sich aus. Wenn Sie Blogger hier zu unterschiedlichen Konditionen einladen, spricht sich das schnell herum und sorgt für Unmut bei denjenigen, die benachteiligt werden.

Tipp: Bieten Sie Bloggern die gleichen Konditionen.

Natürlich gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Blogs, sowohl was Qualität als auch Quantität und Reichweite der Beiträge angeht. Hinter jedem Blog steht aber eine Person, die diesen mit Liebe führt und pflegt. Das verdient Respekt und Fairness.

Wenn Sie 10 Blogger einladen, aber nur 4 Bloggern eine Kostenerstattung anbieten, spricht sich das schnell herum. Laden Sie in einem solchen Fall besser weniger Blogger ein und konzentrieren sich zusätzlich auf lokale Blogger, die keine Anreisekosten haben. Alles andere ist zutiefst unfair. Langfristig wirft es auch ein sehr schlechtes Bild auf eine Institution.

Hinweis: Wir verpflichten uns dazu, Kooperationen und bezahlte Beiträge auf unseren Blogs zu kennzeichnen. Wir sind der Auffassung: Jedwede Kostenübernahme seitens einer Institution sollte gekennzeichnet werden! Wir möchten jeden Verdacht von Schleichwerbung ausräumen. Darüber hinaus steht die Szene ohnehin für Transparenz. Ob ein Beitrag im Rahmen einer Kooperation entstand, ist wichtig für unsere Leser. Keiner von uns setzt für eine kleine Reise seinen guten Ruf aufs Spiel. Und ohne den würden Sie uns auch nicht einladen.

Wir wissen, Blogger Relations sind nicht ganz einfach und es gibt vieles zu beachten. Wer aber den Schritt wagt, kann ein wichtiges Netzwerk bauen und viele neue Möglichkeiten entdecken, um ein Projekt auf kreative Art zu fördern und bekannt zu machen.

In diesem Sinne empfehlen wir Ihnen auch die verlinkten Beiträge zum Thema und freuen uns auf die kommenden Events.

Beitragsbild: Impression vom Instameet in Hamburg (Oktober 2015), fotografiert von Angelika Schoder.

 

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Rezension von #BlogBoosting | Was kann der Ratgeber?

Als ich vor Kurzem entdeckte, dass der Ratgeber Blog Boosting in zweiter Auflage erschienen ist, musste ich das Buch einfach kaufen. Verfasst von den zwei bekannten Bloggern Robert Weller und Michael Firnkes verspricht es nicht weniger als das umfangreiche Handbuch für Blogger zu sein, egal ob diese im Coporate Bereich tätig sind oder ihren eigenen Blog betreiben. Ich stehe Büchern, die als Ratgeber für digitale Aktivitäten verkauft werden, generell kritisch gegenüber. Viel zu oft schon ist es mir passiert, das für solch ein Buch mit Statistiken gearbeitet wurde, die mehrere Jahre alt sind oder die Autoren einfach schlichtweg Pech hatten, weil in der Zwischenzeit ein neues Google Update die Hinweise irrelevant gemacht hat. Lieber verlasse ich mich auf einschlägige Blogs, die oft aktualisiert werden und ältere Artikel immer wieder auf den neuesten Stand bringen. Die Tatsache einer zweiten, überarbeiteten Auflage hat mich aber neugierig gemacht. Selbstverständlich möchte ich auch wissen was potentielle

Das Buch "Blog Boosting"
Das Buch „Blog Boosting“
Kunden oder Partner bereits gelesen haben könnten. Nicht selten führt nämlich genau der ein oder andere Ratgeber dazu, dass ich Diskussionen über Dinge führen muss, die keine Rolle mehr spielen. Das beste Beispiel ist hier der Google PageRank, der ja bekanntermaßen seit bereits 2 Jahren eingestellt wurde. Trotzdem treffe ich immer wieder auf Gesprächspartner, die diesen nach wie vor für einen wichtigen Faktor halten und gar nicht wissen, das er de facto nicht mehr existiert. Auch mit Kollegen kann es in solchen Dingen zu den unsinnigsten Diskussionen kommen. Für mich ist das aber auch generell ein Problem von Ratgebern, die immer den Anspruch verkaufen, sie hätten einen Masterplan für jeden. Nachdem ich das Buch nun vollständig gelesen habe, möchte ich hier kurz festhalten für wen ich es geeignet finde, welche Inhalte mich begeistert haben und welche Kritik ich für unabdingbar halte.

Für Einsteiger | die Kapitel 2-7

Insgesamt ist das Buch in 12 Kapitel plus Einleitung und Fazit aufgeteilt. Bedauerlicherweise sind die ersten 6 Kapitel, die durch die Nummerierung der Einleitung Kapitel 2-7 sind, reine Einsteigerkapitel. Hätte ich dieses Buch nicht für meinen Blog rezensieren wollen, hätte ich es wahrscheinlich beiseite gelegt. Natürlich ist es immer schwierig eine gute Mischung zu finden und nicht jeder Leser ist ein alter Blog-Hase, trotzdem würde ich mir wünschen, dass die Autoren genauer definieren wen sie mit dem Buch ansprechen wollen. Der Klappentext richtet sich explizit an Blogger, die ihren Blog optimieren möchten. Die ersten 6 Kapitel, die 2/3 des Buches füllen, drehen sich jedoch nur um den richtigen Aufbau eines Blogs. Wobei bei den gängigen Blog-Plattformen das wissenschaftliche „Hypotheses“ nicht einmal erwähnt wird. Da drängt sich mir die Frage auf, ob die Autoren dieses eigentlich kennen. Vielleicht stehen wissenschaftliche Blogs aber auch nicht auf ihrer Agenda.

Das nützlichste Kapitel ist in diesem Teil noch Nummer 6 zum Thema SEO, das sicher noch nicht jedem ausreichend vertraut ist. Dieses wird jedoch nur oberflächlich behandelt, da es, wie von den Autoren richtig angemerkt, ansonsten ein eigenes Buch füllen würde. Glücklicherweise werden auch einige empfohlen mit denen jeder das Thema weiter vertiefen kann. Für den Einstieg in die Materie halte ich das Kapitel aber für durchaus gelungen und sehr hilfreich.

Dagegen hätte ich mir vom Kapitel „Monitoring“ mehr erwartet. Gerade das ist ja ein ganz wichtiger Punkt beim Bloggen, dem jeder Blogger viel Zeit opfern sollte. Mir fehlen dort zudem wichtige Tools, die nicht genannt werden. Im Allgemeinen ist es ein großes Problem des Buchs, dass die beiden Autoren sehr von ihren eigenen Erfahrungen ausgehen, so das mancher Tipp mir sehr einseitig erscheint und nicht unbedingt für jeden Blogger geeignet ist. Doch dazu mehr in meiner Kritik am Ende des Beitrags.

Insgesamt werden in den ersten Kapiteln wichtige Dinge angesprochen, die jedem Blogger bewusst sein sollten. Beispielsweise die Macht des Designs, der Mehrwert des Contents und das Wichtige an der Blogger Community. Diese werden auch wirklich oft wiederholt. Etwas zu oft für meinen persönlichen Geschmack. Wer also über einen Blog nachdenkt oder gerade erst einen begonnen hat, dem wird dieses Buch gute Dienste erweisen. Eine weitere Einarbeitung in die jeweilige thematische Blogger Szene erübrigt es jedoch nicht.

Für Fortgeschrittene | die Kapitel 8-10

Nachdem ich mich die ersten Kapitel lang gefragt habe, wann den nun inhaltlich etwas für mich interessant ist, war ich froh bis Kapitel 8 durchgehalten zu haben. Kapitel 8 dreht sich um die Vermarktung von Blogs und hier werden wirklich alle Möglichkeiten vorgestellt. Von Netzwerken bis zur Blogparade ist alles dabei. Sehr positiv ist mir aufgefallen, dass auch die Pressearbeit für Blogs als wichtiges Tool hervorgehoben wird. Dieser Aspekt entfällt bei den meisten Bloggern, die ich kenne vollständig. Eine Tatsache, die ich ebenso wie die Autoren nicht nachvollziehen kann, da gute Pressearbeit immer noch sehr viel bewirken kann. Noch ist Print nicht tot und auch Online Magazine bedienen sich natürlich guter Pressemitteilungen.

Zu Kapitel 8 passt dann auch direkt Kapitel 9 zum Thema „Monetarisierung“ von Blogs. Hier werden schließlich sämtliche Formen der Werbung und des Verkaufs von Blogs und Inhalten umfassend vorgestellt. Das einzige, das ich in Kapitel 9 vermisst habe, war die generelle Reflexion von bezahlter Werbung auf Blogs. Man merkt sehr, dass die beiden Autoren gute Erfahrungen mit Bannern und Affiliate Programmen gemacht haben. Ich finde einem Ratgeber steht es im allgemeinen jedoch gut, Dinge zu hinterfragen. Die zunehmende Werbung auf vielen Blogs irritiert mich zum Beispiel sehr. Damit meine ich vor allem Werbebanner etc., nicht bezahlten Content. Irgendwie feiern große, bunte, blinkende Werbebanner neuerdings ein Revival und das kann ich nicht gut heißen. Schnell kann die falsche Werbung die Reputation eines Blogs für immer zerstören. Ich persönlich bevorzuge jedenfalls werbefreie Angebote. Auch das Thema Ad-Blocker wird von den Autoren nicht berücksichtigt. Jedoch wird zurecht darauf hingewiesen, dass niemand sich auf eine Werbeart festlegen sollte, weil sich das Angebot und der Markt sehr schnell verändern. Ich denke viele Blogger wird dieses Kapitel besonders interessieren und wenn man an einer Monetarisierung interessiert ist, dann gibt es zahlreiche nützliche Hinweise. Mir ist es jedoch zu unkritisch und auch die rechtlichen Hinweise sind mit einer Seite doch etwas zu kurz gekommen.

Kapitel 10 mit „Profitipps für mehr Umsatz und Reichweite“ halte ich für eine ganz gute Zusammenfassung einiger wichtiger Punkte, über die man sich im klaren sein sollte. Wenn man schon einige Jahre erfolgreich bloggt, sollte jedoch alles davon hinreichend bekannt sein. Wobei ich hier möglicherweise den selben Fehler mache wie die Autoren und von mir auf andere schließe. Es geht auf jeden Fall unter anderem um Dinge wie Google Trends und Keywords, Email-Verteiler und Landing-Pages. Nichts davon ist Geheimwissen und auch online leicht auffindbar, der ein oder andere wird sich aber sicher über die Bündelung freuen und die Tipps behandeln auf jeden Fall alle wichtige Themen.

Für alle | die Kapitel 11-13

Die Kapitel 11 und 12 drehen sich um „Chancen und Risiken des Berufsbildes“ sowie um „Trends der Zukunft“ und sind recht allgemein geschrieben. Genauso gut hätten sie an den Anfang des Buchs gepasst. Bei den Risiken fehlt mir wieder ein umfassender, rechtlicher Ausblick wie in allen Kapiteln zuvor ebenfalls. Die beiden Kapitel sind auch mehr ein informativer Zusatz und stellen keine direkten Ratschläge für Blogger dar, verraten aber einiges über die Ansichten der Autoren. Mit ihren vorausgesagten Trends, liegen sie sehr wahrscheinlich gar nicht falsch, prophezeien sie doch den Anstieg von Newsfeeds im Netz und weniger Besuchen von Einzelseiten. Trends sind natürlich immer so eine Sache, aber ich finde es durchaus interessant, wenn Autoren eine Einschätzung zum Thema geben.

In Kapitel 13 zu „Praxistipps“ ist im Prinzip das ganze Buch nochmal in Kurzform gut übersichtlich zusammengefasst. Wenn man mit den Themen bereits vertraut ist, reicht vermutlich ein Lesen desselben vollkommen aus, um die Kernaussagen des Buchs zu begreifen. Ansonsten findet jeder Leser hier nochmal alles gebündelt an einem Ort. Definitiv ein Vorteil bei häufigem Gebrauch. Jedoch finde ich die „8 Erfolgsbausteine des Bloggens“ am Ende etwas überzogen. Wenn es so einfach wäre erfolgreich zu bloggen, nur weil man 8 Regeln beherzigt, dann würde es viel mehr erfolgreiche Blogs geben. Sehr viel mehr. Die Erfahrung zeigt dann doch, dass es weit mehr erfordert als 8 Schritte.

Kritik am Buch

Keineswegs ist es mein Anliegen hier einen Verriss zu veröffentlichen, aber ich finde zu einer guten Rezension gehört durchaus konstruktive Kritik, wenn es etwas zu kritisieren gibt. Im Allgemeinen finde ich das Buch sehr gut und einfach geschrieben. Empfehlenswert finde ich es allerdings vor allem für Einsteiger und unerfahrene Blogger, die damit ein gutes Basiswissen für sich gewinnen. Auch Firmen, die einen Corporate Blog aufsetzen möchten, können viele Infos für sich verwenden und so von Anfang an Fehler vermeiden. Keineswegs ist es meiner Meinung nach geeignet für erfahrene Blogger. Mir hätte es zum Beispiel kaum Mehrwert gebracht außer 2-3 weiterführenden Links, die ich vermutlich auch über Google gefunden hätte. Ein Buch zum Thema ist natürlich indirekt sehr hilfreich, da es das Thema nochmal anders greifbar macht. Das ist für mich ein klarer Gewinn.

Da die Autoren im Buch wiederholt nach Rückmeldungen fragen, möchte ich hier einige allgemeine Kritikpunkte äußern, die in der 3. Auflage korrigiert werden könnten.

  • Es gibt eindeutig zu viele Wiederholungen. Das wissen die Autoren auch selbst, denn sie kündigen diese gleich zu Anfang an. Nun gewinnt das Buch dadurch nicht an Mehrwert, sondern vor allem an Seiten. Auch als Nachschlagewerk ist es nur bedingt geeignet, wenn sich viele Themen in unterschiedlichen Kapiteln ständig wiederholen. Mich hat es beim Lesen tatsächlich gestört.
  • Die einzelnen Praxisbeispiele im Buch kommen zu gefühlt 90% von den beiden Autoren selbst. Das macht sie leider sehr einseitig. Ich hätte mich gefreut, wenn verschiedene Blogs herangezogen worden wären, vor allem auch aus den verschiedenen Bereichen.  Was bei einem Finanz- oder Marketingblog funktioniert, muss eben noch lange nicht für einen Reise- oder Lifestyleblog gelten.
  • Tatsächlich haben mich auch die vielen Links etwas genervt. In einem Kapitel weisen die Autoren darauf hin, dass man Links im Web mit Hilfe eines Tools kürzen sollte, setzen jedoch ständig in Klammern ihre eigenen Blogartikel in voller Länge. In einem Ebook mag das ja gut funktionieren, wenn ich ein Buch lese, möchte ich jedoch nicht ständig ewig lange URLs in ein Gerät tippen um einen weiterführenden Artikel zu lesen. Ein bisschen behandeln die Autoren das Buch wie einen Blog, was mir nicht so recht gefällt.
  • In vielen Kapiteln werde einige sinnvolle Tools genannt, beispielsweise zum Monitoring oder Teilen von Beiträgen. Viele große wie Hootsuite oder FanPageKarma fehlen jedoch. Natürlich gab es irgendwo wieder einen langen Link, der zu einer Linkliste auf einem Blog verweist, aber im Buch fehlen sie eben. Anstatt dem Kapitel zur Zukunft des Netzes, hätte es vielleicht eines zu wichtigen Tools auch getan.
  • Vielleicht ist eines der Hauptprobleme des Buchs, dass es zu wenig Autoren hat. Das soll jetzt bitte nicht falsch verstanden werden. Die beiden sind auf jeden Fall kompetent genug dieses Buch zu schreiben und wissen definitiv worüber sie schreiben, jedoch fehlen mir viele Aspekte der Blogger-Szene, die irgendwie nicht berücksichtigt wurden. Buch, Lifestyle, Fashion und Kultur beispielsweise. Blogs dieser Themen funktionieren anders als die Blogs der Autoren. Und einiges lässt sich nicht ohne weiteres übertragen. Einen Ratgeber, in dem auch thematisch andere Blogger zu Wort kommen, würde ich sehr begrüßen.
  • Leider gibt es kein Kapitel zu Recht im ganzen Buch. Immer mal wieder wird etwas angesprochen, aber wirklich auf die Dringlichkeit sich an geltende Bestimmungen zu halten, geht niemand ein. In den Einsteigerkapiteln gibt es keine ausführliche Beschreibung der Impressumspflicht, etwas das immer noch viele Blogger missachten. Auch der Aspekt der Schleichwerbung geht in einigen wenigen Sätzen unter. Hier wäre es sicher gut gewesen, ein Kapitel von einem Anwalt oder einem passenden Blogger verfassen zu lassen. Gerade dieses Thema hatte ich in einem Ratgeber erwartet.

Fazit

Wer den ganzen Beitrag gelesen hat, kann sich wahrscheinlich denken wie mein Fazit ausfällt. Ich finde das Buch nicht schlecht und besonders für Einsteiger sehr geeignet. Die Autoren sind selbst Blogger und kennen sich aus. Für Fortgeschrittene oder gar Profis halte ich es nicht für einen Mehrwert.

Darüber hinaus finde ich einiges verbesserungswürdig, da ich teilweise (auch durch den Klappentext) andere Erwartungen an den Inhalt des Buchs hatte.

Wer sich also einen Überblick übers Bloggen und die damit verbundenen Tätigkeiten verschaffen möchte, zum Beispiel um den Aufwand für einen Corporate Blog abzuschätzen, der sollte sich das Buch auf jeden Fall zulegen. Wer bereits einen sehr erfolgreichen Blog hat und sich beispielsweise dem Thema SEO widmen möchte, sollte sich lieber eine andere Lektüre suchen.

Bloggerrelations und Bloggerreisen – Eine Podiumsdiskussion auf dem #scmuc15

Am Samstag, 25. April 2015, fand das vierte stARTcamp in München statt. Die Kulturkonsorten haben sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und einen rundum gelungenen Tagungstag für uns auf die Beine gestellt. Ich werde jetzt mal nicht den ganzen Tag ausführlich beschreiben. Damit haben Claudia Wagner und Christian Henner-Fehr schon begonnen und ich verlasse mich drauf, dass noch einige anwesende Blogger folgen werden. Ich schreibe an dieser Stelle nur soviel: Obwohl und gerade weil ich selber ein startcamp organisiere und weiß wie anstrengend das ist, ist das startcamp München mein Lieblingsstartcamp im Jahr. Es sind natürlich alle super, aber mein Highlight ist jedes Jahr München! Mein eigenes kann ich auch nur wenig genießen, weil ich so in die Organisation eingebunden bin.

Genug mit Lobreden. Davon gibt es unter den Teilnehmern immer genug. Obwohl Christian Gries in einer Session versucht hat ein Streitgespräch anzuregen, dass es in Münster dieses Jahr nach seinem Vortrag ebenfalls gegeben hatte, waren die Teilnehmer voll von Selbstbestätigungen à la „Wir machen ja so positive Erfahrungen im Netz!“. Mir fehlt im Allgemeinen oft die Reflexion unserer Arbeit. Niemand wagt sich an die große Frage, wozu wir eigentlich im Social Web agieren und auf welche Weise. Nicht alles was passiert muss wirklich sein und wenig scheint mir wirklich gut konzipiert. Nicht umsonst werden bei Best Practice Beispielen immer nur die gleichen Aktionen genannt wie #myRembrandt oder das Rijksstudio. Ich werfe an dieser Stelle mal ein, dass wir vielleicht mal ein Streitcamp brauchen 😉

Neben den vielen „klassischen“ Session, in denen jemand ein bestimmtes Thema vorgestellt hat, schlug Angelika Schoder eine Podiumsdiskussion zum Thema „Bloggerrelations und Bloggerreisen“ vor. Eine Podiumsdiskussion habe ich selbst noch auf keinem Barcamp erlebt und war sofort begeistert mal ein neues Session-Format auszuprobieren. Da Angelika weitere Blogger für das Podium gesucht hat, habe ich mich gemeldet. Gemeinsam mit Tanja Praske, Wera Wecker und Isabel Koch mit Christian Gries als Moderator haben wir über Bloggerreisen und -relations diskutiert bzw. gesprochen. Benjamin Heinz hat davon übrigens ein super Foto geschossen:

Ich war die einzige Teilnehmerin, die noch nicht an einer Bloggerreise teilgenommen hat und habe auf dieses sehr spezielle Thema vor allem einen Blick von außen. Persönlich finde ich die Idee, dass eine Institution oder Stadt mich einlädt und ein Wochenende bespaßt, damit ich über ihre Angebote schreibe natürlich reizvoll. Aus Sicht einer Institutionsmitarbeiterin beim Marta Herford sehe ich die Angelegenheit kritisch. Selbstverständlich schafft eine solche Aktion eine immense Reichweite und Aufmerksamkeit in den sozialen Medien, aber ist das wirklich nachhaltig? Schaffe ich es damit Blogger langfristig an mein Haus zu „binden“? Wenn mich beispielsweise eine Bloggerreise nach München führen würde, wäre das erstmal großartig und ich würde sicher auch umfassend davon berichten. Aber! Aber regulär bin ich vielleicht 1-2 Mal im Jahr in München und dann mache ich selbstverständlich das worauf ich Lust habe. Vor allem macht man mit einer Bloggerreise wohl einen guten Eindruck. Das ist natürlich auch wichtig und kann durchaus als Hauptziel einer Strategie funktionieren. Aber langfristig finde ich es wichtiger, dass sich Museen und Institutionen auf Blogger einstellen. Also nachhaltige, durchdachte Bloggerrelations führen und aufbauen.

Zu funktionierenden Bloggerrelations gehört für mich zunächst ein funktionierender Pressebereich, der auch Blogger explizit anspricht. Unter Bloggern herrscht immer noch eine große Unsicherheit ob sie Pressebilder verwenden dürfen etc. Ein kurzer, freundlicher Text kann da Wunder wirken. Darüber hinaus sollte selbstverständlich ein Ansprechpartner genannt werden! An wen kann man sich wenden, wenn man weitere Fragen hat oder vielleicht an weiterführenden Informationen zur Ausstellung interessiert ist um besser darüber schreiben zu können. Sinnvoll finde ich auch, wenn Blogger sich in Presseverteiler eintragen können, wenn sie dies wünschen. Dann sind sie frühzeitig informiert, welche Veranstaltungen etc. in Zukunft stattfinden werde. Noch eleganter ist darüber hinaus ein ganz eigener Bloggerverteiler. Es wird viel Aufwand betrieben um wichtige Journalisten mit allen relevanten Informationen zum Haus zu versorgen, warum dies nicht auch in abgestimmter Form für Blogger.

In Städten in denen zahlreiche Blogger leben, wäre es für Museen sicher lohnenswert an einem Samstag auch mal eine Bloggerveranstaltung ähnlich einer Pressekonferenz zu veranstalten. Ich schreibe bewusst ähnlich, da Blogger anders sind als Journalisten. Blogger schreiben nicht nur meist unbezahlt in ihrer Freizeit, sie haben auch sehr individuelle Blicke auf ihre Themen. Darüber hinaus lieben die meisten die Vernetzung, das heißt, wenn man Blogger einlädt möchten die sich auch gegenseitig kennen lernen. Es gibt nichts schöneres als sich auszutauschen und zu vernetzen, man kennt sich ja mindestens aus dem Netz. Deshalb ist eine charmante Führung mit anschließendem Kaffeetrinken etc. viel effektiver als der Ablauf einer Pressekonferenz um Blogger zu begeistern. Und Institutionen müssen in den sauren Apfel beißen und solche Veranstaltungen idealerweise am Wochenende oder abends machen. Blogger sind berufstätig und können sich nicht ständig Urlaub nehmen. Tatsächlich finde ich persönlich manche Einladung an mich als Blogger fast unverschämt. Beziehungen sind ein Geben und Nehmen! Ich kann nicht in der Woche durch das ganze Land reisen um mir gratis eine Ausstellung anzuschauen. Jemand der bei Audi arbeitet und privat über Autos bloggt, kann sich auch keinen Urlaub nehmen und dann über Porsche bloggen. Denkt über sowas nach liebe Kollegen! Etwas Banales wie der Tag kann ausschlaggebend sein wie erfolgreich eine Bloggerveranstaltung wird.

Ebenso sollte von Museen auch mal über den Tellerrand geschaut werden. Angelika und Tanja haben begeistert berichtet wie spannend es für sie war auf einer Bloggerreise auch mal einen Mode- oder Reiseblogger zu treffen. Warum sich nicht auch mit Technik- oder Architekturbloggern vernetzen? Die Idee ist sicher nicht so verrückt wie sie auf den ersten Blick klingt.

Aber auch die Blogger sollten das ein oder andere beachten. Als ich mein erstes Bloggertreffen organisiert habe, haben sich 50% der Blogger nicht auf meine Einladung zurück gemeldet. Dabei habe ich jedem eine persönliche Mail geschrieben, in der ich zum Ausdruck gebracht habe warum ich gerade diesen Blogger gerne dabei hätte und wieso. Das ist viel Arbeit! Für jeden, der sich für diese Dinge in einem Museum einsetzt, gehen in der Regel harte Diskussionen voraus warum Bloggerrelations eigentlich sein müssen. Das kann man auch als Blogger mit einer netten Antwort honorieren. So schwer ist es ja nicht 2-3 Zeilen zu schreiben, warum man nicht teilnehmen kann oder möchte.

Ich werde mich auf jeden Fall weiter für Bloggerrelations einsetzen und hoffe, dass diese bald zum Standard in deutschen Institutionen gehören. Selbstverständlich werde ich auch weiter bloggen und Einladungen zu Veranstaltungen zumindest beantworten 😉

Foto: Katrin Dengler
Foto und Beitragsbild: Katrin Dengler | Großes Dankeschön dafür!

Die Diskussion gibt es nun zum Nachhören beim Radio.