#QD2014 – Die Tagung zur Vernetzung

Am 16. Mai fand im Rahmen der Quadriennale Düsseldorf in Kooperation mit der Heinrich-Heine-Universität die Tagung zur Vernetzung statt. Eine Einladung an Kulturschaffende sich mit der Digitalen Revolution auseinanderzusetzen. Zahlreiche Fachleute haben ein vielfältiges Programm zum Thema geboten und die Teilnehmer konnten sich zwei Workshops aussuchen und diverse Vorträge hören. Begeistert hat mich vor allem, dass es sich um ein kostenfreies Angebot der Quadriennale handelt. Sicherlich ein Grund warum das Publikum zu 90% aus Menschen bestand, die sich noch nicht heimisch fühlen im Netz mit seinen Möglichkeiten und hier einen ersten Anlaufpunkt gefunden haben.

Den ersten Hinweis auf die Zusammensetzung des Publikums lieferte der Twitterstream zum zugehörigen Hashtag #QD2014: nur eine Handvoll twitterte zum Geschehen. Ungewöhnlich auf Veranstaltungen dieser Art.

Bereits nach der Fragerunde zum ersten Vortrag des Tages von Prof. Dr. Andrea Hausmann zum Thema „Marketing 2.0: Potenziale und Erfordernisse“ zeigte sich, dass bei den meisten Teilnehmern vor allem Unsicherheit und Skepsis gegenüber dem Internet und seinen Möglichkeiten vorherrscht. Ich bin an dieser Stelle immer erstaunt wieder die gleichen Fragen zu hören. Die Barriere ist immer noch zu hoch. Andrea Hausmann nennt es eine Generationendebatte. Dabei gibt es mittlerweile so viele Möglichkeiten sich zu informieren, vor allem natürlich im Netz auf den einschlägigen Blogs. Ins Internet trauen muss man sich jedoch und der dort gebotenen Information vertrauen. An dieser Stelle kann ich immer nur sagen: Bitte, liebe Kollegen, traut Euch!!! Es lohnt sich.

Folie von Holger Simon zum Digital Engagement Framework
Folie von Holger Simon zum Digital Engagement Framework

Das Vertrauen fehlt jedoch an allen Ecken wie ich in Düsseldorf traurig feststellen musste. Durch dieses Misstrauen sind wir im Workshop von Prof. Dr. Holger Simon auch leider nicht so richtig in die Tiefe seines Themas „Museen als digitale Orte – Entwicklung von digitalen Strategien in Kultureinrichtungen“ gekommen. Wobei 1,5 Stunden für einen intensiven Workshop auch zu kurz sind. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass hier viel Misstrauen abgebaut wurde. Immer wieder hat Holger Simon betont wie wichtig es ist, einfach mal zu machen! Dem kann ich mich anschließen. Der Leitspruch dazu: „Analog erleben, digital kommunizieren“. Trotz allen Basics konnte ich für mich persönlich aus dem Workshop ein wichtiges Tool für die Strategie-Entwicklung mitnehmen: das Digital Engagement Framework. Eine schöne Folie, um bei der Diskussion im Team nicht das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Hervorragend auch das zugehörige Poster, das wir mitnehmen durften.

Mein persönliches Highlight kam zum Schluss: der Vortrag von Fabian Famulok, seines Zeichens Redakteur des SCHIRN MAGS. Dieser absolute Rockstar unter den Museumsblogs ist wohl jedem, der sich mit den Themen Blogs und Online Magazine beschäftigt, ein Begriff. Der ziemlich volle Raum war deshalb auch keine Überraschung. Aber auch hier waren nur drei andere Institutionen durch Teilnehmer vertreten, die selbst ein Magazin oder Blog pflegen: die Kunsthalle Bremen, die Kunstsammlung NRW und natürlich Judith Frey und ich vom LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Der Einblick in die Blog-Arbeit der SCHIRN war großartig und hat gezeigt wie erfolgreich so ein Projekt sein kann. Das SCHIRN MAG bietet den Lesern umfassende Hintergrundinformation zu den Ausstellungen und vor allem darüber hinaus. Künstler-Interviews, Kuratoren-Kolumnen, interaktive Kunstwerke und  Filme ergänzen die regulären Beiträge. Der Vortrag hat aber wieder gezeigt, dass es nicht reicht einfach nur anzufangen, sondern dass ein digitales Projekt nur erfolgreich ist, wenn es intensiv betreut wird. Ein eigener Redakteur ist dabei sicher die Idealbedingung. Daneben ist wichtig, dass das ganze Team mitzieht und sich engagiert. Die SCHIRN ist in Deutschland das Beispiel, an dem deutlich wird, dass digitales Engagement am erfolgreichsten ist, wenn es im Haus genauso hoch angesehen ist wie klassisches Marketing, Pressearbeit und Vermittlung. Natürlich erfordert eine solche Anstrengung Ressourcen, aber die müssen auf lange Sicht geschaffen werden, sonst verschenkt man eigene Potenziale und verliert im Wettbewerb. Das möchte natürlich keiner hören, aber der Wettbewerb um Besucher und vor allem deren Aufmerksamkeit hat schon längst begonnen. Mit über 6.000 Museen in Deutschland braucht sich wirklich niemand Illusionen über diesen Sachverhalt zu machen.

Schirn
Interaktives Bild auf dem SCHIRN MAG

Und auch wenn die SCHIRN in der deutschen Museumslandschaft so positiv auffällt, gibt es andere digitale Projekte,die als Vorbild dienen können. So stellte Julia Jochem vom ZKM das brandneue Projekt ARTONYOURSREEN vor.  Hierbei handelt es sich um eine virtuelle Ausstellungsplattform für Netzkunst, die gerade erst gelauncht wurde. Besonders spannend finde ich, dass es sich hierbei nicht um das bloße Abbilden von analoger Kunst handelt, sondern um Netzkunst. #AOYS macht Netzkunst direkt erlebbar, eine partizipatorische Idee, die über virtuelle Museen mit Abbildungen analoger Kunst hinausgeht und mich aus diesem Grund besonders begeistert. Jeden Monat wird ein anderer Künstler eingeladen, der das Internet als künstlerisches Medium begreift und dort eine Arbeit realisiert. Der Nutzer ist essentieller Teil des Ganzen, ohne funktioniert die Kunst nicht. Ich werde die Entwicklung des Projektes weiter verfolgen, schließlich wirft es einen ganz neuen Ansatz in die Debatte um virtuelle Museen und Sammlungen.

Abschließend kann ich sagen, dass sich die Tagung zur Vernetzung für mich gelohnt hat. Ich konnte für meine Arbeit Einiges mitnehmen und wünsche mir mehr Veranstaltungen dieser Art, der Bedarf bei den Museen ist definitiv groß. Mein nächster Stop wird deshalb das stARTcamp Ruhryork.

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Mein erstes #Bloggertreffen

Einen Tag vor der stARTcamp Münster Premiere habe ich für das LWL-Museum für Kunst und Kultur ein Bloggertreffen zum Thema „virtuelle Museen“ veranstaltet.

Es war aufregend beim ersten Mal direkt Organisatorin zu sein und ich hoffe es hat allen teilnehmenden Blogger gefallen. Mir hat es auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht und der Input, den ich beim Treffen bekommen habe ist genial. Es geht doch wirklich nichts über den Austausch mit Kollegen, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen. Jeder hat einfach seine ganz eigene Sichtweise auf das Social Web, diese miteinander zu vergleichen und zu besprechen eröffnet ganz neue Perspektiven und ich bin allen Teilnehmern sehr dankbar, dass sie da waren.

Sehr ausführlich über den Tag habe ich bereits für das Museum gebloggt. Wer also mehr dazu lesen möchte, der Artikel ist online.

Teilgenommen haben übrigens:

Anke von Heyl*

Christian Spließ

Christian Henner-Fehr*

Tanja Neumann

Helge David

Claudia Wagner*

Kristin Oswald

Sandra Vacca & Robert Fuchs*

*Hier gibt’s weitere Beiträge zum Nachlesen

Social Media macht glücklich

Zumindest wenn man weiß wie man mit dem Thema sinnvoll umgehen kann. Um die Masse derer, die sich als Vertreter einer Kulturinstitution, als Künstler oder Freiberufler sicher und selbstbewusst im Netz bewegen zu erhöhen, habe ich ein stARTcamp in Münster organisiert. Das Konzept, dass sich am amerikanischen Barcamp orientiert, lässt sich am besten als „partizipatorische Unkonferenz“ beschreiben. Sowohl die Vorträge als auch der Tagesablauf orientiert sich an den Bedürfnissen der Teilnehmer. Jeder ist eingeladen eine Diskussionsrunde anzustoßen, einen Workshop anzubieten oder einen Vortrag zu halten. Per Handzeichen wird dann morgens ganz unkompliziert von Plenum entschieden, ob Interesse am jeweiligen Vorschlag besteht. Seit ich das erste Mal selbst Teilnehmer auf einem stARTcamp war (in München übrigens), das sich ausdrücklich an Kulturschaffende wendet, deshalb das „ART“, bin ich von dieser Art der Tagung überzeugt. Ich kenne kein anderes Veranstaltungsformat, dass in diesem Maße Hemmungen vor Social Media abbaut und den Austausch unter Kollegen ermöglicht ohne eine große Grenze zwischen Vortragenden und Teilnehmern herzustellen. Jeder kennt ja -selbst nach den besten Vorträgen- dieses betretende Schweigen auf Konferenzen, wenn der Punkt erreicht ist an dem eine Diskussion entstehen sollte. Auf einem stARTcamp kann das gar nicht passieren, von Anfang an sind alle auf Augenhöhe und völlig gleich in ihrem Teilnehmerstatus. scms14_10Am 29. März war es dann endlich soweit, das erste stARTcamp Münster  (#scms14) hat Premiere gefeiert. Als Gast der LWL-Kulturabteilung hatten wir die Möglichkeit die technisch hervorragend ausgestatteten Räume des LWL-Landeshauses zu nutzen. Zudem stand uns das Foyer und der Plenarsaal zur Verfügung, der genau wie die Seminarräume für viel Begeisterung bei den Teilnehmern sorgte. scms14_01Für mich als Organisatorin ist der Tag wie im Flug vergangen, vor allem im Vergleich zu den 6 Monaten Vorbereitungszeit. Aber es hat sich gelohnt: Wir konnten viele Vertreter von Kulturinstitutionen aus der Region begrüßen, die zum ersten Mal ein stARTcamp besucht haben. Das ist ein großer Erfolg, da das stARTcamp vor allem auch für Einsteiger geeignet ist, die dort mit Social Media Profis ins Gespräch kommen können. Auch „Fachfremde“-Profis haben mit ihren Sessions für großen Ansturm bei den Teilnehmern gesorgt. So hat zum Beispiel die Juristin Jutta Löwe mit ihrer Session zum Thema „Social Media und Recht“ einige wichtige Fragen zum täglichen Umgang mit virtuellen Plattformen lösen können und Ralf Westarp hat Möglichkeiten der Gebäudedigitalisierung vorgestellt, die auch für kleinere Institutionen in Frage kommen. Diese Session hätte auch mich besonders interessiert, aber der Nachteil -wohl der einzige!- des Veranstalterdaseins ist, nicht alle Sessions selbst besuchen zu können.

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Der Sessionplan zeigt am besten wie vielschichtig die Veranstaltung war, die wir im nächsten Jahr definitiv wiederholen möchten.

 

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Auch das #storify der Veranstaltung, in dem jeder die über 1.000 Tweets zur Veranstaltung nachlesen kann, gibt einen guten Eindruck über die vielen Gespräche und Themen, die uns beschäftigt haben.

 

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Ich selbst habe auf dem stARTcamp eine zweite Premiere gefeiert, nach zahlreichen Barcampbesuchen habe ich endlich selbst eine Session vorgeschlagen. Zusammen mit Sandra Vacca aus Köln ging es 45 Minuten lang um das innovative Thema virtuelle Museen. Ausgehend von zwei sehr unterschiedlichen Projekten, an denen Sandra und ich zur Zeit arbeiten, haben wir eine sehr spannende Diskussion zum Thema angestoßen. Sandra hat das virtuelle Migrationsmuseum vorgestellt, das momentan noch in der Realisierungsphase steckt. Ich dagegen habe das Museum 24/7 vorgestellt, die virtuelle Ausstellungsräume des LWL-Museum für Kunst und Kultur, die im Januar online gegangen sind. Die Session hat mir gezeigt wie aktuell das Thema virtuelle Ausstellungen ist und wie viele Museen sich damit bereits auseinandersetzen, auch wenn es dort noch keine konkreten Pläne für die Umsetzung gibt.

Fazit der Session ist sicherlich, dass es keinen richtigen, absoluten Weg gibt, um  virtuelle Ausstellungen zu realisieren. Vor allem das Thema und die angestrebte Zielgruppe sind entscheidend. Die richtigen Ressourcen, sowohl in Form von engagierten Mitarbeitern als auch finanziellen Mittel sind zudem nicht zu unterschätzen. Mal eben nebenbei lassen sich Projekte dieser Art nicht realisieren. So wird es wohl trotz der zahlreichen Möglichkeiten virtuelle Ausstellungen zu realisieren in naher Zukunft eher keine flächendeckende Onlineschaltung bei den deutschen Häusern geben. Thematisch lohnt sich aber ein Blick ins direkt benachbarte Ausland. Das Rijksmuseum in Amsterdam ist absoluter Vorreiter und Best Practice Beispiel für die Realisierung von virtuellen Museen. Deshalb bin ich auch nicht überrascht, dass es in der Session von Teilnehmern angesprochen und diskutiert wurde. Da die Zeit wie bei den meisten Sessions nicht ausreichend war, hoffe ich das es bald wieder Gelegenheit gibt über das Thema zu sprechen. Sandra und ich bleiben auf jeden Fall in Kontakt. scms14_154 Die positive Rückmeldung in der Abschluss-Session hat mir gezeigt, dass der Bedarf sich über Social Media Nutzung in Kulturinstitutionen auszutauschen auch im Münsterland besonders hoch ist. Immer noch ist die Möglichkeit sich als Mitarbeiter weiterzubilden schwierig und die Wissenslücken und Unsicherheiten sind groß. Da ich selbst absolut überzeugt vom Konzept stARTcamp bin freut es mich besonders, wenn ich andere dafür begeistern kann. Die Mischung aus Expertenwissen, Austausch und Vernetzung macht’s einfach. Sich Vernetzen und Austauschen, das ist es worum es bei einem stARTcamp geht und ich freue mich, dass wir in der Lage waren Münsters Kulturlandschaft näher zusammenzubringen und mit der Veranstaltung für viele neue Impulse für die Social Media Arbeit der teilnehmenden Institutionen gesorgt haben. Mein nächster stARTcamp Besuch als Teilnehmer ist dann im Juni beim #scry14 im Dortmunder U. Besonders freue ich mich drauf als Teilnehmer ganz unbeschwert die Sessions zu besuchen ohne mir Sorgen um den reibungslosen Ablauf des Tages zu machen.

 Jan Graefe
Jan Graefe
Sarah Gossmann
Sarah Gossmann

Unterstützt von vielen Partner und Sponsoren muss ich mich an dieser Stelle vor allem bei Dr. Jan Graefe und Sarah Gossmann bedanken, ohne die ich die Veranstaltung in so kurzer Zeit nicht auf Beine hätte stellen können.

 

 

 

Die Liste aller Blogbeiträge zum Thema gibt’s auf dem Blog vom stARTcamp Münster. Außerdem die gesamte Bildergalerie unserer großartigen Fotografin Steffi Koch.