#kbreise15 | Digitales in Karlsruhe und Basel

Mein zweiter Beitrag zur #kbreise15 ist wirklich überfällig, denn wie bei meinem ersten Beitrag zur Reise, bieten mir die Kunsthalle Karlsruhe und die Fondation Beyeler die Möglichkeit eines Vergleichs unterschiedlicher Strategien neue Technologien in Ausstellungen einzubinden. Die Kunsthalle Karlsruhe setzt auf Bewährtes und die Fondation Beyerle wagte etwas Neues. Beides hat seine Berechtigung sowie Vor- und Nachteile. Doch bevor ich mein Fazit vorziehe, möchte ich beide Lösungen zunächst vorstellen.

Technologien in der aktuellen Ausstellung zur Markgräfin Karoline Louise in der Kunsthalle Karlsruhe

Die Kunsthalle setzt in ihrer Ausstellung auf Bewährtes und vor allem auf wenig Technik. Konzeptuell ist das für mich vollkommen in Ordnung. Man muss ja auch nicht! Nach wie vor sollen Museen keine Freizeitparks sein, trotz allem konkurrieren sie mittlerweile mit diesen. Der Museumsbesuch steht für viele eben nicht mehr auf dem Pflichtprogramm am Wochenende.

Die wenigen technologischen Elemente, die in die Ausstellung integriert worden sind, überzeugen und erweitern die Ausstellung sehr sinnvoll. Sowohl narrativ als auch pädagogisch. Gemeinsam mit Studenten wurden Filme erarbeitet, die einen Einblick in die zahlreichen Korrespondenzen der Markgräfin sowie in das Leben bei Hofe geben. Ich fand die Filme sehr unterhaltsam und kurzweilig, auch wenn ich sie auf Grund unseres straffen Zeitplans leider nicht vollständig gucken konnte.

Blick auf den Film zum Leben am Hof der Markgräfin.
Besonders gelungen fand ich die Media Station in Saal 7 der Ausstellung. Da in diesem Saal die originale Hängung der Sammlung gezeigt wird, wurde hier bewusst auf Schildchen  verzichtet. Die Präsentation an sich hat mir bereits sehr gut gefallen, bin ich doch ein großer Fan von Petersburger Hängung. Um dem Besucher trotzdem die Möglichkeit zu geben, herauszufinden welche Werke gezeigt werden, wurde eine Media Station in den Saal integriert. Hier kann man an einem Touch-Screen jedes Bild anklicken und bekommt sowohl die Werk-Info als auch Scans der Originalquellen wie Briefe oder Urkunden zum Erwerb. Hier hätte man noch narrativer sein können, aber an sich finde ich das Ganze sehr gelungen. Vor allem die Chance zu nutzen  auf diese Weise mehr zu den Werken zu präsentieren, weil man durch den Screen viel mehr Platz zur Verfügung hat als auf einem kleinen Schild. Und man ermutigt den Besucher aus seiner Gewohnheit auszubrechen immer erst auf die Schilder zu gucken, welches Werk/welcher Künstler zu sehen ist. Das ist ja so eine Unart in Ausstellungen nicht mehr die Kunst zu genießen, sondern zunächst zu schauen ob da ein allgemein anerkannter Meister hängt oder nicht.

Schwierig finde ich jedoch, dass es nur eine einzige Media Station im Raum gab. Wie das genau logistisch funktioniert, wenn das Museum wirklich voll ist, ist mir ein Rätsel.

Oben: Ein Gemälde aus Saal 7. Jean-Baptiste Perronneau, Mädchen mit Katze, 1747/50, Kunsthalle Karlsruhe. Unten: Die Ansicht vom Gemälde in der Media Station.

Am Ende der Ausstellung erwartet den Besucher in der Kunsthalle Karlsruhe dann noch eine Computer Station, an der die gesamten Forschungsergebnisse zur Ausstellung eingesehen werden können. Da der Ausstellung eine zweijährige Forschungsphase voran ging, gibt es sicher viel zu entdecken und zu lesen. Auch hier leider wieder nur ein einziger Rechner. Aber der Ansatz ist der Richtige. Leider konnte ich mir diese Station nur im Vorbeilaufen anschauen, hoffe aber, dass die Ergebnisse dauerhaft online zugänglich sein werden, sind sie doch ein wichtiger Teil der Stadt- und Sammlungsgeschichte.

 

Die Paul Gauguin Bücher in der Fondation Beyerle

In der Fondation Beyeler haben wir uns eigentlich die Marlene Dumas Ausstellung angeschaut, die, wie nicht anders zu erwarten von diesem erstklassigen Museum, ganz wunderbar war. Nun ist die Marlene Dumas nicht ganz mein Fall, aber das ist natürlich eine Geschmacksfrage und hat nichts mit der Ausstellung zu tun. Besonders interessiert haben mich die Paul Gauguin Bücher, von denen ich bereits im Vorfeld soviel gehört hatte. Und ich kann nur sagen, die sind wirklich großartig. Hier wurde ein Medienmix umgesetzt, der meiner Meinung nach für jede Altersgruppe eine echte Bereicherung darstellt. Die Besucher sehen das wohl genauso, denn um die Bücher scharrten sich massenweise Jung und Alt. Gott sei Dank gab es einige davon. Ein ganzer Raum wurde dafür zur Verfügung gestellt. Und selbst, wenn man die Technik verstanden hat, die unten im zweiten Trailer von den Machern der iart AG ganz wunderbar erklärt wird, sind diese Bücher beinahe magisch in ihrer Funktion. Hier ist nochmal eine ganz neue Dimension des Eintauchens in die Welt des Künstlers möglich. Fast meint man, die Werke führten hier ein Eigenleben, an dem man teilhaben kann.

Und hier die Making-Of Trailer zu den Büchern:

 

Mein Fazit

Durch die #kbreise15 durfte ich zwei Museen kennen lernen, die ich bis dahin leider noch nicht besuchen konnte. Gleichzeitig war es wunderbar in so kurzer Zeit zwei Häuser zu erleben, die sich sehr unterschiedlich präsentieren. Die Kunsthalle Karlsruhe ist ein sehr sympatisches Haus, das aber noch einen weiten Weg vor sich hat, wenn es um neue Medien und Technologien geht. Leider gibt es noch kein WLAN und die Leihgeber lassen auch hier keine Fotografie in der Ausstellung zu. Aber dieser Problematik habe ich ja ebenfalls einen Beitrag gewidmet und werde das an dieser Stelle nicht weiter ausführen. Als Lösung sehe ich aber beispielsweise Foto-Stationen, an denen die Besucher ihre Lust auf Erinnerungsbilder kontrolliert ausleben können. Die Ansätze neue Technologien zu integrieren und eine zeitgemäße Präsentation zu erreichen finde ich gelungen, wenn auch noch etwas zurückhaltend. Da darf gerne noch mehr kommen in der Zukunft! Loben und hinweisen möchte ich aber auf die Tatsache, dass die Kunsthalle es schafft immer noch zu forschen. Forschung in Museen wird aus Geld- und Zeitgründen immer weniger und die Leistung zwei Jahre in ein umfangreiches Projekt zur Sammlungsaufarbeitung zu investieren, verdient Respekt und Anerkennung.

Die Fondation Beyeler legt die Latte für Museen sehr, sehr hoch. Der Ort an sich begeistert natürlich schon, vor allem an einem so sonnigen Tag wie wir ihn erleben durften und ich werde noch diesen Jahr wieder hinreisen. Lobenswert finde ich das äußerst gut funktionierende, öffentliche WLAN, das jedem Besucher auf dem gesamten Gelände zur Verfügung steht. Auch hier aber leider ein Fotografierverbot, das der Gesetzeslage und den Leihgebern geschuldet ist. Für uns gab es glücklicherweise eine Ausnahme, was die Probleme natürlich dauerhaft  nicht löst. Die Paul Gauguin Bücher haben mich jedoch voll für die Fotoproblematik entschädigt! Was für ein tolles Projekt. Ich wünsche mir, dass sich diese Technik durchsetzt und sie flächendeckend für mehr Museen machbar und finanzierbar wird. Mit den Büchern hat man Spaß, man lernt etwas, die haptische Erfahrung rundet den Besuch  ab und natürlich wird auch das wertvolle Medium Buch wieder in das Bewusstsein der Menschen gebracht. Großes Lob dafür! Und auch ein großes Lob dafür, dass die Informationen dazu so umfangreich ins Netz gestellt werden. Alleine zur Gauguin Ausstellung findet man 45 Videos auf dem Youtube-Kanal des Museums. Ich glaube mehr kann man kaum erwarten.

#kbreise15 | Die Stadtgeist KA App und das Tabevent Basel

Am Wochenende (5.6.-7.6.2015) habe ich an der Bloggerreise #kbreise15 teilgenommen. Dem Thema was Bloggerreisen sind und ob diese Sinn machen oder nicht, habe ich vor Kurzem bereits einen Beitrag gewidmet, nachdem ich an einer Podiumsdiskussion teilgenommen hatte. Ob meine Teilnahme an der Reise meine Sicht verändert hat, werde ich die Tage nochmal ausführlich verbloggen. Zunächst möchte ich meine Eindrücke des gebotenen Programms notieren solange diese noch frisch sind. Es war alles in allem eine ganz großartige Reise und ich hatte Gelegenheit, die von mir noch nicht bereisten Orte, Karlsruhe und Basel kennenzulernen. Sogar das Radio war dabei. Unsere Gastgeber das Karlsruhe Tourismus, die Kunsthalle Karlsruhe, das Stadtmarketing Basel und die Fondation Beyeler haben sich nicht lumpen lassen und uns ein volles Programm wie Rund-um-sorglos-Paket geboten. Neben der Unterbringung in den 4-Sterne-Hotels Blauer Reiter (Karlsruhe) und Hotel Euler (Basel) gab es reichlich vorzügliches Essen. Da es nicht meine Art ist lange Reisebeschreibungen auf diesen Blog zu stellen, möchte ich als erstes zwei Programmpunkte vorstellen, die zwar sehr unterschiedlich sind, aber beide auf GPS-Lösungen basieren.

Die Stadtgeist Karlsruhe App

In Karlsruhe haben wir am Samstag eine Führung zur Stadtgeist Karlsruhe App bekommen. Die App ermöglicht es dem Nutzer innerhalb des Stadtraums verschiedene relevante Punkte zu erkunden. Hier scheint vor allem die historische Relevanz ein Auswahlkriterium gewesen zu sein. Entstanden ist das Konzept zunächst unabhängig von der Stadt. Nachdem es den deutschen AppCampus Award 2013 gewonnen hatte, war es dank dem Preisgeld möglich das Projekt an die Stadt heranzutragen.

Ein internationeler Wettbewerb ausgeschrieben von Microsoft und Nokia für das nächste große mobile Ding, dotiert mit 70.000€. Im Rahmen der SmarterCity Initiative der Stadt wurde dieses Konzept für Karlsruhe umgesetzt. Zusammen mit der Stadtmarketing Karlsruhe GmbH und in Kooperation mit der Karlsruher Tourismus GmbH und der Karlsruher Schienen- und Infrastruktur Gesellschaft (KASIG). Fachlich begleitet durch das Stadtarchiv. (Quelle: stadtgeist-karlsruhe.de)

Das Entwicklerteam stellte uns die App persönlich vor und gemeinsam haben wir zwei markante Punkte besucht. Location-Based-Marketing beziehungsweise GPS-basierte Angebote werden immer relevanter. Vor allem wenn es um App-Lösungen geht. Was kann nun diese App eigentlich? Und welchen Mehrwert bringt sie bei einem Besuch von Karlsruhe. Die App zeigt auf der Karte diverse Punkte in Karlsruhe, die für ein Stück Stadtgeschichte stehen, das sich einem nicht ohne weiteres am Ort selbst erschließt. Auf der integrierten Karte ist es möglich alle Punkte anzuschauen und einen auszuwählen. Daraufhin kann man entweder mit Hilfe der Karte oder des Kompasses die Stelle ausfindig machen. Angenehm fand ich die Anzeige der genauen Entfernung. Leider ist noch keine Routenlösung integriert, so dass man eine Menge Batterie und Datenvolumen braucht um an Ort und Stelle zu kommen. Vor allem natürlich Batterie. Das ist sicher ein Minuspunkt. Hat man den gewählten Punkt erreicht, scannt die App mit Hilfe der Kamera und Augmented Reality Technik die Umgebung. Eine historische Ansicht des Ortes erscheint und über den Button „Guide“ stehen nun Video- und Audiodateien zur Verfügung. Ein Kopfhörer ist hilfreich. Die wichtige Frage nach dem Mehrwert lässt sich guten Gewissens mit einem JA beantworten. Wer Karlsruhe kennt oder auch nicht, bekommt hier zahlreiche Geschichten direkt an den Orten erzählt, an denen sie sich ereignet haben. Ich fand es sehr nett, dass die Entwickler uns einen Einblick in den Enstehungsprozess gegeben haben, selbstverständlich braucht man für die App natürlich keine Führung um sie nutzen zu können. Die Hinweise zur Bedienung sollte man jedoch schon ansehen, da die Handhabe nicht vollständig selbsterklärend war. Insgesamt finde ich die App sehr gelungen. Sie bietet mir als Besucher von Karlsruhe eine Möglichkeit nach meinen individuellen Bedürfnissen die Stadt und ihre Geschichte zu erkunden und zu erleben. Mit 17 MB ist sie nicht wahnsinnig groß und die meisten sollten den Platz auf ihrem Smartphone übrig haben. Die Inhalte werden gestreamt, was natürlich die Appgröße klein hält, aber Datemvolumen frisst. Karlsruhe hat allerdings im öffentlichen Raum ein freies WLAN, das meist funktioniert hat. Auch dieser Schwachpunkt ist also vertretbar. Minuspunkt ist einzig der hohe Batterieverbrauch, den ich nur durch meinen Travelakku kompensieren konnte. Das Nachmachen einer solchen App in anderen Städten würde ich auf jeden Fall empfehlen!

Das Tabevent in Basel

Am Sonntag wurde für uns in Basel ein Tabevent veranstaltet. Das Ganze ist im Wesentlichen schnell erklärt. Ein Tabevent ist eine moderne, GPS- und Cloud-basierte Schnitzeljagd, die mit Hilfe von Tablets durchgeführt wird. Nichts verstanden? Kein Wunder. Lässt man das Marketing-Vokabular weg, lässt sich das Konzept folgendermaßen beschreiben: Eine Gruppe wird in Teams eingeteilt. Jedes Team bekommt ein Tablet in die Hand und los geht’s. In der Anwendung sieht man eine Karte, die Aufgaben mit unterschiedlicher Schwierigkeitsstufe anzeigt. Diese kann man nun aufsuchen. In einem Umkreis von 80 Metern steht die Aufgabe zur Verfügung. Von Multiple-Choice-Fragen zu historischen Gebäuden oder Landmarken bis hin zu interaktiven Aufgaben, kann alles hinterlegt werden. Die Teilnehmer entscheiden ganz frei wie sie die Schnitzeljagd strategisch bewältigen wollen. Sämtliche Ergebnisse wie auch Fotos oder Videos, die für die einzelnen Aufgaben erstellt wurden, gehen in die Eventcloud. Die wird vom Operator überwacht, der bei falscher Umsetzung, Punkte abziehen kann. Mit diesem kann man auch über eine Chatfunktion kommunizieren, falls man Hilfe benötigt. Ebenso lässt sich der Highscore aller Teams einsehen.

Kreativität war gefragt. Hier unser #Selfie zum Thema "Fragen knacken bei Tabevents". Hinten rechts Sabrina und vorne Tamara von Blonderblog.ch
Kreativität war gefragt. Hier unser #Selfie zum Thema „Fragen knacken bei Tabevents“. Hinten rechts Sabrina und vorne Tamara von Blonderblog.ch
Ich bin via Losverfahren in einem Team mit den Mädels von Blonderblog gelandet. Tamara und Sabrina kannte ich vor der Bloggerreise nicht und ich bin mir auch nicht sicher ob ich das Glück gehabt hätte, ihren Blog zu entdecken, da sie über Fashion und Lifestyle schreiben. Das ist einer der Punkte, den ich an der Reise ganz wunderbar fand. Ich habe andere Blogger kennengelernt, die nicht auf meiner persönlichen Agenda standen und deren Artikel ich ganz großartig finde. Genauso wie die Menschen, die dahinter stehen. Da wir das „Blondienen-Team“ waren, hat uns ein besonderer Ehrgeiz gepackt. Nach einem schnellen Strategie-Meeting hatten wir entschieden: schnell und effizient wollten wir sein. Also nichts wie hin zu den 50 und 100 Punkte fragen. 10er, 20er und 30er haben wir bewusst außen vorgelassen und uns vor allem mit den schwierigen Aufgaben auseinandergesetzt. Da neben vielen Wissensfragen auch kreative Fotoideen gefragt waren, sind wir richtig aufgedreht und waren nicht mehr zu bremsen. Das war wirklich ein riesen Spaß und das, obwohl es sonntagmorgens stattfand. Ich bin ein großer Fan dieses neuen Formats und kann es sowohl für Reisegruppen als auch für Firmenevents nur empfehlen. Wenn sich jetzt einige kluge Köpfe auch noch ein tolles Angebot für Museen ausdenken, dann wäre ich noch begeisterter. Ich könnte mir viele Szenarien vorstellen, wo eine solche Lösung zum Einsatz kommt. Zum Beispiel bei Schulklassen.

 

Das war mein erster Post zur #kbreise15.

Für die Vollständigkeit hier auch die anderen Teilnehmer, die in den nächsten Tagen sicher ebenso fleißig bloggen werden. Ein dickes #ff für alle davon!

Anke von Heyl
www.kulturtussi.de

Michelle van der Veen
www.museumsglueck.wordpress.com

Angelika Schoder
www.musermeku.hypotheses.org

Miriam Steinbach
www.dieschreibmaschine.net

Lea Zeitman
www.isawsomethingnice.ch

Sabrina Pesenti und Tamara Cantieni
www.blonderblog.ch

Dimitri Burkhard
www.newlyswissed.com

Wera Wecker
www.kulturundkunst.wordpress.com