#DFLA | Catch the Stars

Was soll ich sagen, ich bin außer mir vor Freude dieses Jahr unter den Nominierten zu sein und freue mich über jede Stimme! Schon im letzten Jahr zeichnete der Women in Digital e.V. Frauen aus der Digitalbranche mit dem „Digital Female Leader Award“ aus und ich war sofort begeistert von der Idee dieses Preises, mit dem die Geschichten und Karrierewege von Frauen in der Digitalwirtschaft sichtbar gemacht werden sollen.

Die #WIDIs machen wirklich einen fantastischen Job und sorgen mit ihrem Netzwerk dafür, dass wir Frauen uns besser vernetzen können und auch mehr gesehen werden. Die Events kann ich Euch nur empfehlen. Leider finden diese momentan noch vor allem in Berlin und München statt. Wobei je größer das Netzwerk wird, desto größer sicher auch die Bandbreite an Veranstaltungsorten. Wer wie ich in keiner der beiden Städte beheimatet ist, kann aber auch über die Facebook-Seite oder den Newsletter gut auf dem Laufenden bleiben 😉

Auf Facebook findet auch noch bis Ende des Jahres die Kampagne #365faces statt, zu der ich ebenfalls eingeladen wurde. Jeden Tag stellt sich dort eine Frau aus der Digitalwirtschaft vor und erzählt was die Digitalisierung für sie bedeutet und warum sie eine #WIDI ist. Auch wenn ich mich wirklich nicht gerne vor der Kamera sehe, ist es toll dabei sein zu dürfen. Vor allem macht es Spaß mit den Videos der anderen regelmäßig in den Tag zu starten.

Wenn Ihr auch findet, dass Frauennetzwerke wichtig sind, dann werdet doch Teil von den #WIDIs oder als Mann Unterstützer.

#365faces Kampagne
Sobald meine Masterarbeit am 1. Dezember endlich abgegeben ist, gibt es auch endlich wieder neue ausführliche Blogbeiträge, versprochen!

#LetsTalkAboutSexes | Social Media Aktion zum #Geschlechterkampf im Städel Museum Frankfurt

Bis zum 19. März diesen Jahres zeigt das Städel Museum in Frankfurt noch die große Ausstellung Geschlechterkampf, die nicht weniger zeigen soll als die Auseinandersetzung von Künstlerinnen und Künstler mit der Frage nach der weiblichen und männlichen Identität in den vergangenen 100 Jahren. Wobei es um alle Geschlechter geht, also auch Transsexualität und Intersexualität thematisiert werden. Wie immer hat das Museum übrigens ein sehr schönes Digitorial erstellt, mit dem man den Besuch thematisch vor- oder nachbereiten kann.

Bis zum 2. Februar wurde nun die begleitende Social Media Aktion #Letstalkaboutsexes angestoßen, bei der jeder zur Beteiligung eingeladen ist. Da die Ausstellung vor allem historische Perspektiven präsentiert, fragt das Museum nun nach dem Status Quo in unserem Alltag. Eine schöne Idee! Ich hoffe, dass trotz der kurzen Laufzeit von drei Wochen, viele Beiträge zusammen kommen. Am Ende geht das Thema ja jeden von uns etwas an.

Für mich ist die Aktion ein guter Grund mal wieder einen Beitrag für diesen Blog zu schreiben, nachdem MuseumLifestyle mich im letzten Jahr ziemlich in Anspruch genommen hat. Die Besprechung der Ausstellung, die ich erst im Februar besuchen werde, erscheint aber wie gewohnt dort. Auf den Ausstellungsbesuch freue ich mich bereits sehr, denn das Thema ist eines, das einem natürlich ständig im Alltag begegnet. Und auch die Künstler und Künstlerinnen, die ich besonders schätze und deren Werke ich besonders inspirierend finde, haben sich mit der Frage nach Identität und Geschlecht auseinandergesetzt. So zum Beispiel Eva & Adele, Lynn Hershman Leeson oder VALIE EXPORT.

Beim Schreiben dieses Beitrages ist es mir übrigens gar nicht so leicht gefallen immer sachlich zu bleiben, weil die (Berufs-)Welt eben doch voller Ungerechtigkeiten ist, die mir jeden Tag in der einen oder anderen Form begegnen.

Geschlechterkampf in der Kulturbranche

Als ich mich entschieden habe, einen Beitrag zur Aktion #LetsTalkAboutSexes zu schreiben, war ich außerdem dabei einen Beitrag darüber vorzubereiten, warum ich zum April meinen Job wechsle und der Kulturbranche beruflich vorläufig den Rücken zukehre. Das Bloggen bleibt davon unbeeindruckt und meine beiden Blogs weiterhin aktiv. Dann ist mir aufgegangen, dass diese Themen sich mindestens berühren. Nun ist es aus diesem Grund ein einziger Beitrag geworden mit meinen Gedanken zum Thema.

Lustigerweise finde ich bis heute, dass gerade die Kulturbranche als Filterblase ein gutes Beispiel dafür ist, welche Kämpfe wir im Leben führen oder führen müssen. Gleichzeitig kommt sie dabei meistens recht flauschig und kuschelig daher.

Bis heute verdienen Künstlerinnen weniger Geld als Künstler, ihre Werke werden für weniger auf dem Sekundärmarkt gehandelt und auch die Anerkennung wird oft durch das Label „feminine Kunst“ geschmälert. Erfreulicherweise werden in der Ausstellung des Städel tatsächlich Werke männlicher und weiblicher Künstler in einem ausgewogenen 50/50 Verhältnis gezeigt. Keine Selbstverständlichkeit im Kunstbetrieb, aber unerlässlich beim Anspruch der Ausstellungsmacher die ganze Bandbreite der künstlerischen Auseinandersetzung zu zeigen. Der Geschlechterkampf ist also auch hier nach wie vor präsent. Ebenso im Verhältnis von Direktorinnen und Direktoren. Wobei sich gerade hier einiges bewegt. Soeben haben ja erst die Tate sowie die Vatikanischen Museen die ersten Direktorinnen in der Geschichte der Häuser verkündet. Weitere Traditionshäuser folgen hoffentlich in den nächsten Jahren. Immerhin studieren ja auch viel mehr Frauen erfolgreich Kunstgeschichte als Männer.

Für mich persönlich war der Kunstbereich jedoch beruflich immer ein Ort an dem ich keine Benachteiligung als Frau erfahren habe. Dabei möchte ich die Betonung auf persönlich legen, denn ich kenne durchaus fantastische, hoch qualifizierte Frauen, die aus „klassischen“ Gründen wie Familienplanung ausgebootet worden sind. Und auch ich weiß nicht, ob ich mich wirklich dazu entschließen werde, so ein großes Wagnis wie die Mutterschaft einzugehen, aus beruflichen Gründen. Wäre definitiv auch so ein Thema für einen eigenen Beitrag.

Ich hatte immer mehr weibliche als männlichen KollegenInnen und wurde sowohl von Männern als auch von Frauen bei meiner beruflichen Entwicklung unterstützt und gefördert. Persönlich kann und möchte ich mich deshalb einfach nicht beschweren. Bisher gab es keine geschlechtsbedingten Einschnitte im Beruf für mich.

Diskriminierungen oder frauenfeindliche Sprüche kenne ich ebenfalls nur aus der Universität und nicht aus dem Berufsleben. Doch auch dort hatte ich hauptsächlich Dozentinnen und nur einige wenige Dozenten, die gefühlt im letzten Jahrhundert hängen geblieben sind. Vielleicht sterben die gerade einfach aus.

Doch als besonders familienfreundlich würde ich den Kulturbereich auch nicht gerade bezeichnen. Wird in den Vermittlungsabteilungen der meisten Häuser zwar großer Wert auf Veranstaltungen für Eltern gelegt, sind die beruflichen Bedingungen für dieselben wohl eher schwierig zu nennen. Eine Problematik, die nicht spezifisch für diesen Bereich ist, doch irgendwie seltsam anmutet, wenn man darüber nachdenkt, dass Kulturinstitutionen einen gesellschaftlichen Auftrag verfolgen mit dem sich die Realität der Mitarbeitet nicht immer vereinbaren lässt.

Geld ist Macht | Ein anderer Kampf

Was ich am Kulturbereich schwierig finde und was mich dazu bewogen hat, in die freie Wirtschaft zu wechseln, ist kein Geschlechterkampf, sondern der Kampf um bessere Arbeitsbedingungen im Allgemeinen. Nach nun fast sechs Jahren in der Kunstwelt bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Menschen, die jeden Tag Kunst ermöglichen und dafür all ihr Herzblut opfern, oft zu kurz kommen. In den letzten Jahren habe ich gesehen wie sich zahllose Menschen für die Kunst aufgerieben haben. Fair bezahlt wird das in der Regel nicht. Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel und auch ich selbst habe meistens Glück gehabt. Gleichzeitig werden jedoch Millionen in immer aufwendigere Gebäude und Werke gesteckt. Bei Kunstwerken sehe ich das sogar bis zu einem bestimmten Punkt ein, denn um die Kunst geht es schließlich. Bei der Rechnung „Gebäude gegen Mitarbeiter“ geht es dann aber nicht mehr für mich auf. Und es spielt am Ende keine Rolle, ob wir von einem neuen Museumsbau oder von der Elbphilharmonie reden. Die finanziellen Mittel für die Menschen, die das Rad am Laufen halten, sollten mindestens einen ebenso großen Stellenwert einnehmen wie die Objekte.

Und ich möchte das Fass der Volontariate hier gar nicht erst aufmachen. Dazu empfehle ich einen Blick auf die Artikel von Angelika bei Musermeku, die sich seit Jahren für das Thema einsetzt und nicht müde wird auf die leidigen Zustände hinzuweisen.

Gerade streiken die Erzieherinnen wieder medienwirksam in Deutschland. Jedes Mal wenn das passiert, fallen mir die vielen Menschen ein, die ich aus meiner heißgeliebten Kulturblase kenne, die weniger verdienen als eine Erzieherin oder gerade in ihrem Volontariat stecken, obwohl sie nicht nur studiert haben, sondern auch promoviert sind. Aber wir Kunsthistoriker/Geisteswissenschaftler streiken nicht. Gerne denke ich in diesen Momentan auch an den Verwaltungsleiter, der mir einmal sagte, mit meiner Einstellung (= der Anspruch einer fairen Bezahlung) würde ich im „schwarzen Loch der Arbeitslosigkeit“ landen als Kunsthistorikerin.

Am Ende führt die Diskrepanz in den Budgets der Häuser konkret dazu, dass an vielen nicht nachhaltig gearbeitet wird. Da kommen und gehen Mitarbeiter im zweijährigen Rhythmus oder haben sechs monatige Projektverträge. An vielen Institutionen gibt es zwar gar nicht so kleine Budgets, aber trotzdem keine (festangestellten, unbefristeten) Mitarbeiter oder eben nur Volontäre oder mehr Volontäre als feste Mitarbeiter. Mangelnde Bezahlung ist ein Zeichen von mangelnder Wertschätzung und mangelnder Anerkennung. Und ja, Geld alleine macht nicht glücklich. Und ja, Arbeiten in der Kulturbranche macht unglaublich viel Spaß und bereichert das eigene Leben ungemein. Weswegen ich mir auch ein Leben ohne Kunst oder Kultur niemals vorstellen könnte und großen Respekt vor jedem habe, der sich mit den Abstrichen arrangiert, die man machen muss, aber ich kümmere mich dann auch mal um meine Rente.

Weitere lesenswerte Blogartikel zur Aktion gibt es bei Wera Wecker, Indira Kaffer und Katja Marek.

#K20K21digital | Die digitale Strategie der Kunstsammlung NRW

Am 20. Mai luden Dr. Marion Ackermann, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und Alissa Krusch, Bereichsleiterin Digitale Kommunikation, zur Präsentation und zum Expertengespräch nach Düsseldorf ein, um die neue digitale Strategie der Kunstsammlung vorzustellen. Leider konnte ich an diesem Tag nicht dabei sein, aber ich wurde im Anschluss mit umfassendem Material versorgt und habe das Gespräch auf Twitter verfolgt. Dabei waren unter anderem Anke von Heyl, Ute Vogel und Kai Schwichtenberg. Drei Kulturblogger, die ich sehr schätze und deren Beiträge sehr lesenswert sind. Anke hat zudem bereits einen Beitrag zum Gespräch geschrieben.

Für das Thema digitale Strategien in Museen lohnt sich auch ein Blick auf den Blog von Christian Gries, der dort die Entwicklung immer wieder thematisiert und im Netz unter dem Hashtag #DigSMus sammelt und teilt.

Das vierte Haus der Kunstsammlung

Die neue digitale Strategie der Kunstsammlung NRW, die über die letzten zwei Jahre entwickelt wurde, wird als viertes Haus der Kunstsammlung bezeichnet. Eine Metapher, die ich sehr schön finde, denn in der Tat kann die digitale Präsenz zu einem weiteren Raum einer Institution werden. Ähnlich hat auch die Tate in London ihre digitale Strategie im Jahr 2013 vorgestellt.

Insgesamt fünf Grundpfeiler hat die Kunstsammlung NRW für ihre digitale Strategie zusammengefasst, mit denen ich mich im Folgenden der Reihe nach auseinandersetze:

1. Entsprechend ihrer Grundhaltung entwickelt die Kunstsammlung eine digitale Präsentation von besonderer Qualität. Dabei kommuniziert sie im internationalen Maßstab und betont die Qualität ihrer Sammlung wie der Expertise der Wissenschaft, Bildung und Kommunikation. Dies führt zum zentralen Ansatz der Strategie, Inhalte nicht nach Algorithmen, sondern „kuratiert“ – d.h. vermittelt mit dem Blick eines Kurators als kompetentem Wegweiser – anzubieten. Der Fokus des Auftritts wird auf die bleibenden Aspekte der Sammlung gelegt.

Die neue Präsentation von besonderer Qualität besteht zunächst in einem Relaunch der Webseite und soll in der vollständigen Digitalisierung der Sammlung (2700 Werke) bis Ende 2017 gipfeln. Die Startseite der neuen Webseite soll dabei jedem Nutzer einen zielgruppenspezifischen, leichten Einstieg in die Angebote der Kunstsammlung bieten. Ebenso sollen hier alle digitalen Kanäle zusammenlaufen und mehrsprachig wird es sein. Gesehen wird die Seite eher als Portal denn als reguläre Webseite. Tagesaktuell sollen hier in Zukunft Informations-, Service- und Vermittlungsangebote präsentiert werden sowie eine umfassende Mediathek vorhanden sein. Optisch wird das ganze auf die bestehenden Print- und Digitalmedien des Hauses abgestimmt. Ehrgeiziges Ziel ist es außerdem bis zur Digitalisierung der Sammlung auch Bildungsprojekte und digitale Touren anzubieten, die in die Sammlung hineinführen.

Gleich dieser erste Grundpfeiler lässt erkennen, dass sich die Mitarbeiter der Kunstsammlung viel vorgenommen haben. Der Anspruch ist groß. Ich finde das ziemlich gut, frage mich allerdings, ob all diese Ziele auf einer Seite Platz finden können. Das in Zielgruppen gedacht wird ist ein guter Anfang, ob man wirklich jeden mit einer Seite auf die richtige Weise ansprechen kann, halt ich für schwer umsetzbar. Hier könnten Chatbot-Technologien zum Einsatz kommen, die immer besser werden.

Knapp eine halbe Million Besucher hat die Webseite jedes Jahr. Etwa 100.000 mehr als das Haus real besuchen. Für diese eine Plattform zu schaffen macht durchaus Sinn. Mich hätte jetzt allerdings noch interessiert wer die digitalen Besucher sind. Eher Frauen oder Männer? Welche Altersgruppen? Aus welchen Ländern? Soviel Einblick gibt’s dann leider doch noch nicht. Auf Twitter wurde erwähnt, dass bei der Entwicklung mit Personas gearbeitet wird, das finde ich äußerst spannend und würde gerne wissen, welche Zielgruppen am Ende wirklich bedacht werden. Da der Dialog nun eröffnet ist, gibt es dazu ja vielleicht in der Zukunft mehr.

Dem „Kurator als kompetenten Wegweiser“ stehe ich skeptisch gegenüber, klingt es für mich doch sehr nach Elfenbeinturm. Da wird man die Umsetzung abwarten müssen. Vielleicht zeigt es auch nur eine gewisse Zurückhaltung gegenüber dem Internet, die es noch an so vielen deutschen Häusern gibt.

2. Grundsätzlich liegt auf der ästhetisch-grafischen Gestaltung der digitalen Medien und der Erfahrbarkeit der Sinnlichkeit des Kunstwerkes ein besonderer Wert. Auch mit dem digitalen Neubau lebt die Kunstsammlung die Nähe zu den Künstlern. Gerade diese nutzen den digitalen Raum für überraschende, radikale, ganz eigene künstlerische Umsetzungen. Künstlerinnen und Künstler der Sammlung und des Ausstellungsprogramms sind eingeladen, den digitalen Raum für ihre Projekte künstlerisch zu nutzen.

Nah an der Kunst soll es sein, die für das Haus im Mittelpunkt steht. Ein verständlicher Ansatz, dennoch finde ich es schwierig bei der Konzeption einer Plattform für viele Zielgruppen von der Kunst und den Künstlern aus zu denken. Meiner Meinung nach sollte gerade in einem öffentlichen Haus der Mensch an erster Stelle stehen. Zeitgenössischen Künstlern eine Plattform zu bieten ist großartig und sollte ein Teil davon sein, auch sie sind ja eine Ziel- oder Anspruchsgruppe.

Ein ähnliches Projekt hat das ZKM übrigens vor einigen Jahren mit AOYS verwirklicht. Jedoch scheint mir dort das Problem, dass zwar der Kunst eine gute Plattform geboten wird, die Usability aber zu kurz kommt. Auch habe ich dort immer ein umfassendes Marketing vermisst.

Auch die Kunstsammlungen täten gut daran ihre digitalen Tätigkeiten mehr zu bewerben. Es gab bereits zwei Ausstellungsapps (2011 und 2014), die irgendwie untergingen im Tagesgeschäft. Das ist zu schade, immerhin steckt immer sehr viel Arbeit in solchen Angeboten.

Bereits bestehend und in Zukunft weiterhin ergänzend soll das Blogazine number32 funktionieren. Ich bin kein großer Fan des Designs, aber die Inhalte sind hervorragend und es ist sehr lesenswert. Das Magazin weiterhin zu füllen und ergänzend zu digitalen, künstlerischen Interventionen auszubauen, finde ich sehr schön und freue mich drauf. Im Sinne des Dialoges, der in der Strategie so betont wird, würde ich mir dort allerdings eine Kommentarfunktion wünschen.

3. Die Medienspezifik des Digitalen ist ein weiterer Grundpfeiler der strategischen Positionierung: Die digitalen Mittel für erhellende Visualisierungen zu nutzen, neue Sichtweisen zu gewinnen und gerade die komplexeren Verknüpfungen und Verbindungen der Kunstgeschichte anschaulich werden zu lassen, sind die wesentlichen Ziele der digitalen Erweiterung. Zudem werden mit hochaufgelösten digitalen Bildern neue Wahrnehmungsebenen von Kunstwerken ermöglicht. Die Inhalte sollen mit aktuellen Aspekten der Gesellschaft verknüpft werden.

Jedes Werk der Sammlung soll hochauflösend jedem frei zur Verfügung stehen. Das ist wichtig im Sinne des Museumsauftrages der Zugänglichmachung von Kunst und gehört in jede zeitgemäße Strategie. Wer ein digitales Haus bauen möchte, kann diesen Punkt eigentlich gar nicht außen vor lassen. Spannend finde ich das Ziel, dass hier sowohl Wissenschaftler als auch reguläre Besucher einen individuellen Zugang finden sollen. Bewusst möchte man sich auch von anderen Projekten wie dem Rijksstudio oder der digitalen Sammlung des Städel abheben und etwas ganz Neues präsentieren. Mehr wurde dazu leider noch nicht bekanntgegeben. Ich hoffe hier wird es Beta-Tests mit verschiedenen Zielgruppen geben. Gerade bei digitalen Sammlungen, die einige tausend Werke umfassen, sollte Wert auf die Nutzbarkeit gelegt werden. Das Rijksstudio ist für mich bis heute eine der gelungensten Ansätze in diesem Bereich, leider kommen die Inhalte etwas zu kurz, da der Fokus auf der Kreativität der Nutzer liegt. Immer mehr Häuser stellen ihre Sammlungen online, eine Lösung, die mir richtig gut gefällt habe ich noch nicht gesehen, deshalb freue ich mich sehr darauf, was die Kunstsammlungen uns nächstes Jahr präsentieren werden.

4. Gemäß ihres Auftrages, sich grundsätzlich – angesichts eines immer
diversifizierteren Publikums – an alle Menschen zu richten, verfolgt die Kunstsammlung einen konsequenten Ansatz der Individualisierung von Zugängen. Dabei geht sie auf spezifische Voraussetzungen des Gegenübers ein, handelt inklusiv, serviceorientiert und verschränkt die Erfahrungen von digitalen und realen Besuchern des Hauses.

Hier kommt endlich an vierter Stelle der Punkt der Usability. Wie bereits erwähnt, sollte das meiner Meinung nach an erster Stelle stehen, aber es ist da und das ist erstmal die Hauptsache. Allerdings finde ich den Vorsatz alle Menschen zu erreichen wirklich schwer umsetzbar. Als Idealziel ist es nichtsdestotrotz bewundernswert.  Serviceorientiert, leicht zugänglich, inklusiv und das konsequent gedacht. Da ist auf jeden Fall noch einiges zu tun. Bisher glänzt der Auftritt der Kunstsammlung nicht gerade durch Usability und leichte Zugänge.

Mich würde an dieser Stelle auch besonders interessieren, ob intensiv ausgewertet wurde, wie die Webseite und die anderen Kanäle momentan genutzt werden und wie das Besucherverhalten dort ist. Ich persönlich würde mir die Seite etwas übersichtlicher wünschen. Das die Seite in Zukunft mobilfähig wird ist ein guter Anfang. Das macht das große Ziel alles für jeden auf die Seite zu bringen aber auch nicht einfacher, nicht alles was auf dem Desktop funktioniert, macht auf dem Smartphone noch Sinn. Auch hier bin ich auf die Lösungen gespannt.

5. Der digitale Neubau der Kunstsammlung soll ein öffentlicher Schutzraum sein, eine Plattform für Austausch und Forschung mit einer explizit globalen Perspektive. Gesellschaftliche, politische und ethische Fragen werden reflektiert und Haltung dazu bezogen, etwa bei der aktuellen Debatte über die Zukunft des Urheberrechts.

Dieser fünfte und bisher letzte Punkt hat mich am meisten begeistert. Haltung zeigen und Debatten führen, fehlt mir oft an vielen Häusern. Gerade Institutionen, die zeitgenössische Kunst zeigen, sollten auch die gesellschaftlichen Probleme diskutieren, die oft in der Kunst reflektiert werden.

Ebenso finde ich es aus Perspektive des Bildungsauftrages von öffentlichen Häusern heutzutage unerlässlich Position zu beziehen und den Menschen Orientierung zu geben.

Zudem ist es wirklich überfällig, dass ein Haus sich öffentlich in der Bildrechte-Debatte engagiert. Alle Beteiligten leiden ja unter den Auflagen der VG-Bild Kunst und unter den Unsicherheiten, die das nicht auf das Internet ausgerichtete, deutsche Urheberrecht verursacht. Bisher hilft man sich irgendwie mit Fotoverboten oder man beißt in den sauren Apfel und zahlt die horrenden Gebühren, um den Besuchern das Fotografieren zu erlauben. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Die Kunstsammlung will in Zukunft auch digital eng mit den Künstlern zusammenarbeiten und dazu gehört auch mehr Kunst für Besucherfotos zugänglich zu machen. Wenn die Kunstsammlung es schafft, hier einen sinnvollen öffentlichen Dialog mit allen Beteiligten zu führen, hätten sie es wirklich geschafft digital als Vorreiter etwas zu bewegen!

Mein Fazit

Alles in allem klingt die digitale Strategie der Kunstsammlung NRW ziemlich gut und auf die Umsetzung bin ich sehr gespannt. Dass man sich dort jetzt schon als Vorreiter bezeichnet ist mir allerdings etwas zuviel, das lässt sich wohl erst entscheiden, wenn es richtig los geht.  Ebenso bleibt abzuwarten wie sich das Ganze entwickelt, wenn Marion Ackermann weg ist, hängt der Wert des Digitalen doch auch sehr an der Leitung eines Hauses.

Einen Dialog einzuläuten finde ich fantastisch und bin gespannt wie dieser nun weiter geht und sich entwickelt. Das Expertengespräch war sicher nur der Anfang. Bis die Sammlung Ende 2017 vollständig digitalisiert ist, gibt es noch viel Zeit sich mit verschiedenen Gruppen auszutauschen und zu sehen wo die Reise wirklich hingeht.

Was mir bisher fehlt ist das Thema ‚user generated content‘. Es soll kuratiert werden, Künstler sollen den Raum nutzen, aber der Besucher scheint keine Inhalte beisteuern zu dürfen. Jede digitale Plattform lebt am Ende des Tages nur durch ihre Nutzer und deren Verhalten. An dieser Stelle kann auf jeden Fall noch nachgebessert werden.

Besonders herausragend finde ich auch gar nicht so sehr die angestrebten Inhalte, sondern vor allem dass der digitalen Strategie soviel Gewicht gegeben wird. In Deutschland ja noch immer eine Seltenheit. Und damit möchte ich nicht sagen, dass Museen hier keine Strategien haben, auch wenn einige den Anschein machen, aber die wenigstens haben diese bisher so offensiv nach außen kommuniziert und gezeigt wie wichtig ihnen das ist. Da fallen mir das Städel, die Pinakotheken, das Historische Museum Frankfurt und das Marta Herford ein. Eine doch recht überschaubare Zahl. Und nun eben die Kunstsammlung NRW. Anders ist hier auf jeden Fall der Dialog der nun geführt werden soll. Ich hoffe er findet wirklich statt und ermöglicht den einzelnen Zielgruppen aktiv an den neuen Angeboten mitzuwirken.

 

Ein herzliches Dankeschön an die Kunstsammlung NRW für die Einladung und das Bereitstellen des ganzen Materials!

Museen und Influencer | (k)eine Liebesgeschichte

Sie sind der neue Hit im Marketing-Bullshit-Bingo, aber wenn man das für einen Moment außen vor lässt, geht es um eine spannende Sache. Viele Unternehmen haben sie bereits für sich entdeckt und arbeiten nachhaltig und intensiv mit ihnen zusammen. Die Influencer.

Diesmal soll es hier nicht spezifisch um das Verhältnis von Museen zu Bloggern gehen, sondern im Allgemeinen um den Umgang und das Potenzial von Influencer Marketing. Blogger sind ein Teil davon, aber nicht alles. Längst erstreckt sich die große Menge von potentiellen Influencern und Personen, die sich als solche identifizieren lassen, auf diverse Plattformen.

Die Möglichkeiten und der inhaltliche Spielraum, der sich Museen und Kulturinstitutionen durch eine Zusammenarbeit mit Influencern erschließen könnte, scheint in Deutschland noch nicht klar zu sein. Das wundert mich (!) und deshalb möchte ich mit diesem Beitrag Museen dazu ermutigen mehr zu experimentieren und ihren Fokus auf eine Marketingform zu lenken, die in Deutschland eigentlich noch gar nicht von Museen genutzt wird.

Natürlich gab es bereits einige Community-Abende und Blogger-Reisen, aber bisher scheint mir hier keine nennenswert sinnvolle Auswahl der Teilnehmer getroffen worden zu sein. Zumindest die ganz großen Blogger, Youtuber, Instagrammer und Snapchatter hat man bei sowas noch nicht gesehen. Vor allem wird nicht über den Tellerrand geschaut. Ich möchte mit diesem Beitrag auf keinen Fall klein reden was alles schon umgesetzt wird, sondern einen Marketingaspekt beleuchten, der noch nicht in Museen angekommen ist.

Wer oder was ist ein Influencer?

Der (bereits abgenutzte) Begriff kommt, welch Überraschung, aus dem Englischen und bedeutet:

Influencer (von engl. to influence: beeinflussen) ist ein um 2007 entstandener Begriff für eine Person, die aufgrund ihrer starken Präsenz und ihres hohen Ansehens in den sozialen Netzen des Internets für das Marketing interessant wird.

(Quelle: Wikipedia)

Wer und wo sind die Influencer?

Ein Influencer kann per Definition vom Blogger bis zum Snapchatter jeder sein, der über eine relevante Reichweite verfügt. Eigentlich gibt es sie schon ewig, bekannt unter dem etwas weniger hip klingenden deutschen Begriff „Markenbotschafter“.

Die Reichweite einer Person ist auf allen Plattformen unterschiedlich zu bewerten. Hier empfiehlt es sich, zu analysieren und genau zu definieren, welche Zielgruppe man auf welcher Plattform erreichen möchte. Ein Blogger mit 10.000 Lesern kann dabei genau so wichtig sein, wie ein Instagrammer mit 20.000 oder ein Youtuber mit 1 Million, da diese vermutlich ganz andere Communities aufgebaut haben und keine identischen Fans vorweisen. Eine Million muss auch nicht besser sein als 10.000, wenn die Zielgruppe nicht stimmt. Ebenso ist das Verhalten der Nutzer sehr unterschiedlich auf den Plattformen. Nicht nur reine Followerzahlen, sondern vor allem die Follower-Like-Ratio gibt Einblick wie viele User tatsächlich im Schnitt auf Beiträge reagieren. Diese also auch tatsächlich wahrgenommen haben. Zudem können Follower gekauft sein, vor allem auf Instagram ziemlich beliebt momentan. Wer dort 3000 Follower, aber nur 20 Likes unter jedem Bild hat, hat wahrscheinlich eingekauft und kann keine gewachsene Fanbase vorweisen. Das ist wirklich ein häufiges Phänomen und nicht verwunderlich, sobald man festgestellt hat, dass 2000 Follower auf Instagram bereits für das Schnäppchen von 30€ zu haben sind.

Wie immer beginnt die Identifikation eines Influencers mit der Recherche und mit der Frage an wen man eigentlich was kommunizieren lassen möchte. Eine Auseinandersetzung mit den verschiedenen Plattformen ist ebenfalls obligatorisch als Vorbereitung. Ansonsten wird man diese kaum bewerten und einordnen können in die eigene Strategie. Vorausgesetzt so weit ist man überhaupt schon. Ansonsten erstmal Strategie überlegen!

Warum ausgerechnet Influencer?

Museen selbst haben einen klaren Bildungsauftrag und müssen gleichzeitig der Politik jährlich ihre Zahlen präsentieren und sich im Zweifelsfall auch öffentlich für diese rechtfertigen. Dadurch entsteht doppelter Druck, das ist ganz klar.

Auf den eigenen Kanälen, auch in den sozialen Netzwerken, darf nicht immer experimentiert werden, inhaltlich ist man auf jeden Fall gebunden. Wildes experimentieren scheint auch nicht immer sinnvoll oder empfehlenswert.

Wenn man jedoch zum Beispiel einem bekannten Youtuber das Haus überlässt, können dabei unterhaltsame Dinge entstehen:


Zum Video: Der Franzose Jerome Jarre hat knapp 960.000 Abonnenten auf Youtube. Das Video wurde bisher fast 300.000 mal geschaut, hat 1.200 begeisterte Kommentare und kann damit als äußerst erfolgreich für das Museum gelten, das selbst nur auf 4.700 Abonnenten kommt. Die Filme, die das Museum selbst postet, erreichen im Schnitt etwa 3.000 Aufrufe. Einige wenige zu Blockbuster-Ausstellungen haben auch hier knapp eine halbe Million Aufrufe erreichen können. Allerdings über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr. Eine Zusammenarbeit mit dem Youtuber war folglich ein echter Coup, wenn man davon ausgeht, dass dieser Menschen erreicht, die das Museum noch nicht kennen oder noch nicht dort waren und ganz sicher das Museum nicht abonniert haben.

Das ein Museum es in Europa auf fast 1 Million Abonnenten bringt, halte ich für höchst unwahrscheinlich, wenn ich mir die erfolgreichen Youtuber und ihre Formate anschaue. Sehr wahrscheinlich ist es sogar schlichtweg unmöglich zum jetzigen Zeitpunkt als Museum auf eine Million Follower zu kommen. Der Louvre zum Beispiel hat keine 8.000 und steht damit als Museum schon ziemlich gut da. Diese 8.000 sind deshalb nicht schlecht oder weniger wert, sie sind sogar wichtig, denn eine solide Fanbase braucht jeder, der sich im Netz bewegt!

Nun könnte man sagen, Museen werdet kreativer, werdet innovativer und macht alles anders. Doch ehrlich gesagt kann dieser Anspruch von Museen mit ihrer aktuellen finanziellen Ausstattung kaum geleistet werden. Das ist utopisch!

Deshalb verstehe ich auch nicht warum hier nicht viel mehr mit Influencern, beispielsweise Youtubern, gearbeitet wird. Das wäre nicht günstig, aber weitaus nachhaltiger als eine Printkampagne, die im Anschluss in der Versenkung bzw. im Papiermüll verschwindet. Zumal davon ausgegangen werden kann, dass eine große Aktion mit einem bekannten Youtuber auch mediale Aufmerksamkeit erregen würde. Ist so etwas doch immer noch die große Ausnahme. Man denke nur an die umfassende Berichterstattung als LeFloyd die Kanzlerin interviewen durfte oder als Bibi für DM einen Duschschaum kreiert hat.

Überwindet Eure persönlichen Vorlieben!

Das größte Problem, dass ich bei erfolgreichem Influencer Marketing von Museen sehe, sind die persönlichen Vorlieben und Vorurteile. Viele Museumsmitarbeiter, die ich getroffen habe, können mit Blogs, Snapchat, Instagram oder Youtube gar nichts anfangen. Müssen sie privat auch nicht! Wobei das Besetzen von Stellen mit Menschen, die sich auch privat für diese Dinge interessieren, sicher von Vorteil ist. Dieses Fass lasse ich heute allerdings fest verschlossen.

Marketing bedeutet nicht, dass zu machen, das am besten zu einem selbst passt, sondern was am besten für die Institution funktioniert. Das setzt natürlich auch wieder eine genaue Zielvorstellung voraus und eine gute Einarbeitung in das Thema, aber das ist ja Teil des Jobs und wurde auch von jedem im Studium erlernt.

Mein ganz persönliches Lieblingsbeispiel ist die Museumsgeschäftsleitung, die ihren Mitarbeiterinnen verbot, mich für MuseumLifestyle schreiben zu lassen, weil Lifestyle- und Fashionblogs angeblich abgehoben und für ein Museum nicht angemessen seien. Nach meinem ersten Ärger, lache ich heute über eine solche Engstirnigkeit. Kann man so entscheiden, zeigt auch wieder wunderbar den Handlungsspielraum der Mitarbeiter an manchen Häusern.

Natürlich muss man Blogs nicht gut finden, man muss sie auch privat nicht lesen, man sollte aber so weit abstrahieren können, dass ein solcher Blog mit mehreren tausend Lesern im Monat, Menschen erreicht, die ein Museum ansonsten eben nicht unbedingt erreicht. Das gleiche gilt auch für Youtuber oder große Instagrammer. Gerade für die Youtuber noch viel mehr, da diese einfach gleich mehrere 100.000 Abonnenten mitbringen. Und das sind eigentlich alles schon „Klassiker“ des Social Webs. Das sind Plattformen und Kommunikationswege, die es seit über 10 Jahren gibt und nicht erst seit Vorgestern. Die gehen auch nicht wieder weg 😉 Und auch wenn die ein oder andere Plattform in der Zukunft verschwinden mag, die sozialen Medien werden sich nicht in Luft auflösen.

Unternehmen arbeiten schon hart daran sich Snapchat und Whatsapp zu erschließen, während Museen offensichtlich noch generell mit dem digitalen Verhalten der Allgemeinheit hadern.

Traut Euch einfach!

Es wird immer geklagt, dass Geld wäre knapp, die personellen Ressourcen sind es sowieso, und trotzdem sind die großen Kunstmagazine voll mit Anzeigen, trotzdem sehe ich Plakate an Bahnhöfen und Litfaßsäulen. Nun seien wir also mal ehrlich, Budgets gibt es, nur das Einsatzgebiet ist nach wie vor eher konservativ. Das personelle Ressourcen an allen Ecken und Enden fehlen ist gerade ein Argument für mehr Aktionen mit Influencern, denn hier gebe ich die Arbeit guten Gewissens an jemanden ab, der das erwählte Medium und seine Community ohnehin viel besser kennt und Erfahrungen mit gutem Content hat.

Das kostet selbstverständlich Geld, aber so ist das nun mal mit gutem Marketing. Dafür bringt jemand nicht nur Zeit, sondern auch Know-How und die notwendige Technik mit. Ebenso sich selbst. Die Rechnung kann bei guter Planung aufgehen. Das Resultat kann sogar eine Geldersparnis sein. Man lässt zwei Anzeigen weg pro Ausstellung, engagiert für das Geld 1-3 richtig gute Personen, die verschiedene Plattformen bedienen und bekommt auch noch Inhalte, die sich gut teilen lassen und viel mehr Menschen erreichen als eine Printanzeige in einem Special-Interest-Magazin. Da gibt es unglaublich viel ungenutzte Gelegenheiten und Potential.

Macht es nachhaltig!

Wenn mit jemandem gearbeitet wurde, sollte das natürlich auch für das eigene Haus genutzt werden. Videos sollten auf die Homepage eingebunden und den eigenen Kanälen geteilt werden. Das gleiche gilt für Blogbeiträge. Bis heute ist es mir vollkommen unverständlich, dass ich eingeladen werde und schreibe und dann passiert…. nichts! Das Internet ist doch keine Einbahnstraße, sondern ein fließender Kosmos, in dem sich Menschen bewegen. Warum sollte man jemanden einladen, der schreibt/filmt/instagramt oder ähnliches und das nicht teilen. Auch das verschenktes Potential, verschenkter Content. Ich meine den eingeladenen Personen wird es am Ende egal sein, sie haben ja Content für ihre Kanäle und eine Bezahlung bekommen, aber das Museum als Auftraggeber eine Chance verpasst.

Und macht Euch die Mühe die Personen persönlich auszuwählen anstatt irgendwelche „exklusiven“ Events zu veranstalten, auf die man sich bewerben kann. Das nennt man Gewinnspiel oder Verlosung und hat mit echtem Influencer Marketing überhaupt nichts zu tun. Besonders albern wird es dann, wenn „heimlich“ einige Personen doch eingeladen werden. Spricht sich immer rum!

Welcher gut ausgelastete Blogger/Youtuber/Instagrammer bewirbt sich auch auf sowas? Gar keiner, der damit sein Geld verdient! Ich habe auch noch nie einen Aufruf gesehen, in dem Grafiker gebeten werden sich zu bewerben, damit sie gratis einen Katalog gestalten dürfen.

Und wenn dann die Reichweite oder das Ergebnis eines Events nicht stimmt, heißt es in der Geschäftsleitung „Bringt ja eh nichts!“. Nee, tut es so auch nicht! Behauptet auch keiner, der was von der Materie versteht.

Also traut Euch und entwickelt neue Formate mit den Menschen, die das richtig drauf haben. Da gibt es viele und sicher sind genug dabei deren Themen gut zu Museen und Ausstellungen passen würden.

Museumsblog vs Ausstellungskatalog | Ein Interview mit Dr. Mahret Kupka

Im November war ich zu einer Blogger-Reise nach Frankfurt eingeladen. Initiiert vom Historischen Museum lag der Fokus am Ende auf Architektur.  Verständlich,  da am Museumsufer in Frankfurt auf einer Megabaustelle ein neuer, aufwendiger Gebäudekomplex entsteht. Aber lassen wir die Architektur an dieser Stelle beiseite, das wird in diesem Leben sicher nicht mehr mein Blogthema.

Eines meiner Highlights dieses Wochenendes war der Besuch im Museum für Angewandte Kunst. Hier war ich vorher noch nicht gewesen und noch dazu lief eine Ausstellung über zeitgenössische Modefilme, die übrigens bis Ende Januar noch zu sehen ist. Ich habe mir also an dieser Stelle die einzige kleine Freiheit des Wochenendes (straffes Programm!) raus genommen und habe statt einer weiteren Architekturführung die Ausstellung angeschaut.

Im Anschluss habe ich direkt nach „dem Katalog“ gefragt und musste feststellen, dass es diesmal keinen gibt, sondern einen Ausstellungsblog. Das ist jetzt keineswegs der erste seiner Art, aber doch ein spannendes Experiment. Bisher kannte ich nur Blogs zu Ausstellungen, wo ebenfalls ein Katalog vorhanden war. Naja und den klassischen Museumsblog gibt es ja ohnehin schon eine Weile, dieser sollte aber langfristig und ausstellungsunabhängig funktionieren. Das MAK hat keinen regulären Blog und durch verschiedene Widrigkeiten leider auch noch kein WLAN im Haus. Überhaupt habe ich das Museum digital bisher im guten Mittelfeld gesehen und dann gibt es tatsächlich einen Ausstellungsblog. 

Nun ist es kein Geheimnis, dass die Kuratorin für Mode des MAK Mahret Kupka früher eine bekannte Modebloggerin war, aber da das eine nicht wie das andere ist, habe ich direkt bei ihr nachgefragt wie der Blog zustande kam und welche Ziele damit verfolgt werden.

Ihr habt Euch entschieden statt eines Katalogs einen Blog zur Ausstellung „Mode bewegt Bild. The Fashion Film Effect“ zu schreiben. Wie ist es dazu gekommen und welche Ziele verfolgt Ihr mit dem Blog?

Ich finde es sehr schwierig über Filme zu sprechen, ohne sie auch zu zeigen . In gedruckter Form ist das nicht möglich. Zur Verdeutlichung der Thesen, werden immer Screenshots gezeigt in der Hoffnung, dass der Leser den Film entweder kennt oder ihn sich später ansehen wird. Schreibt man etwas online, kann man direkt zu dem bewegten Bild verlinken, oder es in den Beitrag direkt einbinden. Insofern basiert die Entscheidung in erster Linie auf sehr pragmatischen Gründen.

Das ist aber noch kein Argument für ein Blog, schließlich hätte es auch ein Online-Katalog werden können. Das ist wieder zum Teil eine persönliche Entscheidung. Ich mag nicht an Katalogen, die schon vor der Ausstellung fertig sind, dass sie nie die Ausstellung selbst abbilden. Sie sind meist theoretische Reflexion, Darlegung der These und Vorstellen der einzelnen künstlerischen Positionen. Die Architektur der Ausstellung, die Resonanz der Besucher oder vielleicht auch die Dokumentation von Rahmenveranstaltungen – was meiner Meinung nach alles zu einer Ausstellung dazugehört – können aus zeitlichen und organisatorischen Gründen nur selten abgebildet werden. Zudem kann es ja auch sein, dass sich im Laufe der Ausstellung etwas Spannendes ergeben hat, was wichtig für das Thema der Ausstellung ist. All das kann so nicht abgebildet werden.

Ich sehe mit einem Blog eine Möglichkeit diese Kritikpunkte zu umgehen. Ich kann aktuelle Dinge vorstellen – das Internet verändert sich dauernd, somit ist es nur konsequent ein ebenso vielseitiges, bewegliches Medium zu wählen. Zudem stellen die Exponate in der Ausstellung nur einen sehr kleinen Teil der vorhandenen Filme dar. Das Blog bietet die Möglichkeit noch mehr Filme zu zeigen und mit den gezeigten Exponaten in Beziehung zu bringen. Logisch wäre es dann, vielleicht im Anschluss an die Ausstellung eine Dokumentation zu publizieren. Diese könnte dann auch theoretisch fundierter sein, ein Lesebuch sozusagen. Ein Blog während der Ausstellung, der zusätzlich auch den Prozess des Aufbaus zeigt, die Ausstellung selbst und Rahmenveranstaltungen plus eine Dokumentation NACH der Ausstellung ist für mich eine gute Möglichkeit einer Ausstellung wie dieser Nachhaltigkeit über die reine Ausstellungsdauer hinaus zu ermöglichen.

Ich persönlich bin ja ein großer Fan von guten Katalogen. Was sind deiner Meinung nach die Vorzüge eines Ausstellungsblogs gegenüber einem Katalog?

Das ist keine für mich einfach zu beantwortende Frage, weil es ein wenig so ist, wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Ein Blog ist nicht pauschal Ersatz für einen Katalog oder das eine besser als das andere. Es kommt auch immer darauf an, worum es in der Ausstellung geht. Die Publikation muss Sinn machen. Ich würde nie einen Katalog machen, nur um einen Katalog zu machen. Zudem ist auch wichtig zu klären, was unter einem Katalog zu verstehen ist. Für mich als Ausstellungsmacherin ist nicht nur der Inhalt der Show wichtig, sondern auch wie dieser Inhalt vermittelt wird. Und wenn ein Katalog zur Eröffnung fertig ist, so kann das gar nicht darin vorkommen. Besonders während meines Studiums u.a. der kuratorischen Praxis war das immer sehr ärgerlich. Da gibt es einen Katalog zur Ausstellung aber selten etwas über die Ausstellung. Das musste man sich mühsam aus Pressetexten und der Berichterstattung zusammenbasteln. Ich finde das gehört alles in einen Katalog. Wo dann die Vorzüge eines Blogs sind, liegt auf der Hand. Wobei ich aber nie einen Blog zu jeder Ausstellung machen würde. Es muss einfach inhaltlich passen. Bei „Mode Bewegt Bild“ machte es einfach Sinn.

Einen Katalog oder ein Buch zur Ausstellung kann man ja auch gerne noch Monate nach der Ausstellung publizieren. Wieso das immer vorher fertig sein muss, entspringt auch ein bisschen einer marktwirtschaftlichen Logik. Ich finde das nicht praktikabel und wissenschaftlich nachhaltig. Ein Katalog darf gerne auch ein schönes Buch sein, aber sollte unbedingt wichtigen Mehrwert bieten und damit deutlich mehr sein als eine schöne Künstlermonografie oder ein Bildband, denn um solche zu publizieren braucht es nicht unbedingt eine Ausstellung.

Unterscheiden sich die Blogtexte im Gegensatz zum „typischen“ Katalogtext?

Auf jeden Fall. Im Netz ist das Leserverhalten ja ein ganz anderes. Das muss sich schon anpassen. Klar gibt es jetzt auf dem Blog auch mal einen längeren theoretischeren Text, aber im Großen und Ganzen sind die Beiträge kleine knappe Texte, die auf ein neues Video eines beteiligten Künstlers hinweisen oder mal ein knappes Interview. Ich finde das muss sich anpassen. Ein Blog ersetzt ja nicht einfach so einen Katalog, sondern ist einfach ein anderes Medium. Das mal geeigneter und mal weniger geeignet ist, den Inhalt zu vermitteln.

Blogs haben, wenn keine Beiträge mehr erscheinen, eine begrenzte Halbwertszeit. In wie fern werden die Texte und Ergebnisse dauerhaft, über den Ausstellungszeitraum hinaus, zugänglich gemacht?

Die Pflege des Blogs endet mit der Ausstellungsdauer. Das war uns von Beginn an klar, weil darüber hinaus andere Themen hier im Haus anstehen und einfach niemand mehr das Blog ordentlich pflegen könnte. Es ist denkbar, dass die Texte allesamt in eine Dokumentation münden. Das Blog wird sicher noch so eine Weile stehen bleiben. Ich finde aber nicht, dass das bis in alle Ewigkeit so sein muss. Ich habe noch keine für mich befriedigende Lösung zum Thema Online-Archiv gefunden.

Als ich in der Ausstellung war, sind mir keine Hinweise zum Blog aufgefallen. Auf welche Art habt Ihr die Besucher auf das Angebot aufmerksam gemacht?

Auf das Blog wird eingangs in der Ausstellungs-Agenda hingewiesen. Zudem steht die Adresse auch auf dem ausliegenden Booklet und auf der Einladung zur Ausstellung und dem Flyer stand es auch. Vielleicht muss man künftig darüber nachdenken, wie man das noch deutlicher machen kann.

Bei Ausstellungen werden oft Zahlen ins Feld geführt. In wie weit spielen Leser- und Zugriffszahlen für eure Erfolgsbewertung des Blogs eine Rolle?

Wieder eine Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. Wenn niemand das Blog liest, dann kann es noch so gut sein, es nützt nur eben nicht so viel. Und Besucherzahlen sagen wenig über die Qualität des Inhalts bzw. des Besuchs aus. Mittlerweile kann man da ja schon sehr viel messen, aber inwiefern jetzt die Beiträge des Blogs bei den Lesern irgendwas Nachhaltiges angestoßen haben, sagt eine Zahl auch nicht aus.

In allererster Linie ist mein persönliches Gefühl ein Erfolgsmaßstab. Finde ich, dass eine Ausstellung rund ist, dass alles Sinn macht und dass der gewünschte Inhalt auch bei den Interessierten halbwegs gut ankommt, dann ist es für mich ein Erfolg. Was nützt es, wenn tausende von Besuchern kommen aber niemand versteht, worum es eigentlich geht? Ist das dann ein Erfolg? Besucherzahlen sind sehr trügerisch. Es ist nicht selten vorgekommen, dass etwas erst sehr viel später in der Rezeption seine Relevanz zeigen konnte, als die Ausstellung lief, interessierte es niemanden.

Mir ist bei dieser Ausstellung zunächst mal wichtig, dass überhaupt etwas Neues gewagt wird. Ich habe nicht erwartet, dass das Blog Besucherrekorde bricht. Dazu ist die Tatsache, dass man sowas auch mal machen könnte, beim traditionellen Ausstellungsbesucher noch gar nicht angekommen. Niemand schaut im Booklet als erstes nach der Adresse des Ausstellungsblogs, weil sowas schlichtweg nicht erwartet wird. Allerdings rennen alle gleich in den Museumsshop und suchen nach dem Katalog. Der wird ja auch nicht auf jedem Faltblatt zur Ausstellung angepriesen. Es ist eben Standard, dass es ein Buch gibt. Ein Blog ist noch etwas Besonderes.

Ebenso wird das bisher noch wenig gefördert, sodass es schon sehr mühsam werden kann ein Blog ordentlich zu pflegen. Allen ist klar, dass ein Katalog eine Redaktion braucht, Autoren, Lektoren etc. Ein Blog ist für viele noch so ein Nebenbei-Ding, das man mal eben so schreibt. Aber das ist natürlich komplett falsch gedacht. Ein Blog ist eben nicht einfach ein kostengünstiger Katalog-Ersatz. Wer das aber so sieht und entsprechend bearbeitet, bekommt dann schlechte Zahlen und sieht das als Indiz dafür, dass Blogs nichts funktionieren. Richtig ist allein, das schlechte Blogs nicht funktionieren. Das Blog zu „Mode Bewegt Bild“ ist neben den bereits erwähnten Gründen auch ein Experiment. Ein Erfolg ist es dann, wenn ich merke, dass das Blog auch wirklich gelesen wird. Wenn ich z.B. eine Email von einem Kollegen aus Berlin bekomme, der sich freut, dass ich eine ehemalige Kollegin aus London auf dem Blog interviewt habe und ich gar nicht damit gerechnet hatte, dass er überhaupt von dem Blog wusste.

Auch wenn die Ausstellung noch läuft und ein abschließendes Fazit sicher noch schwierig ist, kannst du dir vorstellen in Zukunft öfter einen Blog und seltener einen Katalog zu einer Ausstellung zu machen?

Nein. Wie schon gesagt, pauschal ersetzt das eine nicht das andere. Es muss einfach thematisch Sinn machen. Blog plus Dokumentation hinterher ist meine Wunschvariante. Das ist aber auch immer eine Frage des Budgets und der Organisation. Dazu müssten manche in Museen sehr eingefahrene Strukturen aufgebrochen und neu gedacht werden.

Du hattest vor deiner Zeit als Kuratorin lange einen erfolgreichen Mode-Blog und kennst die Szene. Welchen Stellenwert haben soziale Medien und Blogs für deine Arbeit und das Museum?

Zu Beginn meiner Tätigkeit hier hatte ich noch ein Blog, das ich als Blick hinter die Kulissen der Arbeit einer Kuratorin verstand. Es stellte auch ein bisschen den Übergang von mir als Modebloggerin zur Kuratorin dar, zumindest was den Teil der öffentlichen Wahrnehmung betrifft. Irgendwann ist das eingeschlafen.

Das hat sehr viel damit zu tun, dass dieses permanente Denken nach außen, was ich als Bloggerin total internalisiert habe, im klassischen Museumsbetrieb einfach nicht vorkommt. Eine Ausstellung oder eine Publikation ist eine Setzung nach Außen. Den Prozess auch sichtbar zu machen, ist   nicht üblich, bzw. war es bisher nicht. Das Bedürfnis diesen zu zeigen, eben auch wie Thesen zustande kommen oder die Idee zu einer Ausstellung entsteht, ist nie weg gewesen, so dass ich mich entschieden habe, wieder mehr zu bloggen. Ich habe meinen alten Tumblr reanimiert. Dieser ist bewusst sehr persönlich gehalten und im ersten Beitrag seit langem erkläre ich auch ausführlich worum es mir damit geht.

Das Bloggen dient damit als Offenlegung von Entscheidungsprozessen und in diesem Punkt trifft sich das mit meiner Überzeugung, dass ein Museum auch in der Pflicht ist, diese Prozesse zu erläutern. Warum ist eine Sammlung wie beschaffen, warum werden diese Objekte angekauft und andere nicht. Was sind die Auswahlkriterien. Insofern ist die Nutzung sozialer Medien nicht Bespaßung eines jungen Publikums, sondern Ausdruck eines In-der-Zeit-Seins. Diese Offenlegung ist das, was gerne als Demokratisierung bezeichnet wird. Ein höchst missverständlicher Begriff, weil es nicht darum geht, dass jetzt jeder irgendwie überall mitbestimmen darf, sondern dass vor allem die Entscheidungsträger aufgefordert sind, ihre Entscheidungen zu legitimieren. Man muss nichts mehr einfach so hinnehmen, sondern kann solange Warum fragen, bis eine befriedigende Antwort kommt. Ebenso sind die Entscheidungsträger aufgefordert ihre Entscheidungen permanent zu reflektieren. Und das finde ich wichtig und gut. Das ist die Essenz, die soziale Medien für mich ausmacht. Und diese sind keine vorübergehende Modeerscheinung sondern haben unser Sein und die Sicht auf die Dinge nachhaltig verändert.

Es ist nicht so, dass das hier am Museum großartig anders gesehen wird. Nur ist das Museum generell eine Institution mit langer Tradition und strenger Hierarchie. Selbst wenn die Positionen von den lockersten, weltoffensten Menschen besetzt wären, so gibt es noch den institutionellen Rahmen, den man kaum mal eben durchbrechen kann. Wie reden hier von Stechkarten, Beamten, öffentlichem Dienst, förmlichen Dienstreiseanträgen und Amtsjuristen und Häusern, in denen es teilweise nicht einmal WLAN für die Mitarbeiter gibt,  geschweige denn für das Museum. Da müssen an ganz anderen Stellen erstmal Kämpfe ausgefochten werden. Privat ein Blog über die eigene Arbeit am Museum zu führen, braucht eine große Portion Leidenschaft und auch Risikobereitschaft. Ein solches Blog, dienstlich zu stemmen ist unter den gegebenen Umständen fast nicht umsetzbar.

Möchtest du in Zukunft mehr mit Bloggern, Instagrammern und Co. arbeiten? Plant ihr konkrete Events für die digitale Community?

Jein. Also natürlich freue ich mich sehr, wenn unsere Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mehr solcher Treffen und Events organisiert. Und sicher ist es auch wichtig, wenn die Kuratoren das in ihrer Arbeit mit berücksichtigen und entsprechend mit im Budget einplanen, falls möglich. Doch ich kann das nicht leisten. Denn meine Hauptaufgabe liegt hier am Haus woanders. Aber ich bin immer wieder sehr gerne bereit da gemeinsam etwas zu entwickeln.

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten und das Zeit nehmen!

Ein ganz großes Dankeschön geht zudem  an Julia Quedzuweit aus dem MAK, die eine tolle Reisebegleitung in Frankfurt war und dieses Interview erst möglich gemacht hat!

#BesucherMacht | Digitale Besucherbeteiligung an einer Ausstellung

Das Marta Herford ruft zur Blogparade #BesucherMacht und natürlich möchte ich meine ehemaligen Kollegen gerne in ihrem Anliegen unterstützen. Ein halbes Jahr bin ich nun schon im Verlag und bekomme langsam wieder einen Blick von außen auf das Museum, das ich selbst vier Jahre lang auf dem steinigen Weg ins Netz begleitet habe. Da ich dem Thema meines Blogs treu bleibe, habe ich mich entschieden mir die Microsite des Museums zur kommenden Ausstellung „Paarweise“ einmal genauer anzuschauen. Diese und das dahinter stehende Konzept ist auch Ausgangspunkt der Blogparade. Trotz meiner engen Verbundenheit mit dem Haus ist das hier, wie gewohnt, kein Flauschbeitrag, sondern eine kritische Auseinandersetzung mit dem Projekt. Darüber hinaus passt er auch gut zur aktuellen Debatte zum Status Quo der Museen im Netz, zu der Anke von Heyl und Angelika Schoder gerade sehr gute Beiträge geschrieben haben. Wobei ich mich entschieden habe, hier exemplarisch ein Projekt auf seine Tauglichkeit und seinen Nutzen zu betrachten und keinen allgemeinen Beitrag zu schreiben. Da würde ich gerade einfach kein Ende finden.

Die Microsite – Ausgangspunkt der Blogparade

Ausgangspunkt der Blogparade #BesucherMacht ist die kommende Ausstellung „Paarweise“ mit Werken der Sammlung Marta, die im Voraus mit einer Microsite vorbereitet wird, auf der Besucher Kunst-Paare für die Ausstellung vorschlagen können. Mit ein bisschen Glück werden diese sogar zu sehen sein. Das Museum selbst beschreibt die Aktion folgendermaßen:

Im Vorfeld unserer Sammlungsschau „Paarweise – Neue Werke in der Sammlung Marta“ entschied sich das Team unserer Ausstellungsmacher dazu, einen Schritt weiter zu gehen: In der Präsentation der Neuzugänge werden Teile der auswählenden und deutenden Macht vom kuratorischen Team an die BesucherInnen abgegeben. Als ein adäquater Ort erschien das Digitale. Hier sind die Beteiligten weder räumlich noch zeitlich gebunden, hier ist die Teilnahme einem breiten Spektrum an Beteiligten möglich.

Auf einer eigens eingerichteten Internetseite können Paare aus den neu angekauften Werken der Sammlung Marta gebildet werden. Zusammen mit einem Text, der die eigene Wahl nachvollziehbar macht, werden diese anschließend an uns geschickt. Mit kuratorischem Geschick und etwas Glück findet sich dann das eigene Paar in der Ausstellung ab dem 22. November wieder. Aber auch die Paare und Ideen Anderer bieten in der Ausstellung Raum für Reflexion und neue Sichtweisen. Vor dem Hintergrund dieser Planung fanden im Marta Herford viele interne Diskussionen und leidenschaftliche Debatten über das Thema Partizipation statt. Diesen Diskurs öffnen wir nun, um auch Eure Meinungen, Ansichten und Ideen dazu kennenzulernen. (Quelle: Aufruf zur Blogparade auf dem Marta Blog)

Wie das Hashtag vermuten lässt, wird die Öffnung der kuratorischen Arbeit also als Machtaufgabe betrachtet, die den Kuratoren wohl nicht leicht gefallen ist. Zumindest deutet die Ankündigung darauf hin. Doch was passiert wirklich auf der Seite, wie viel Macht hat der Besucher hier und in wie fern handelt es sich hierbei um ein innovatives Projekt?

Wie innovativ ist die Microsite wirklich?

Als ich das erste Mal von der Seite gehört habe, war ich schwer beeindruckt. Erinnere ich mich doch noch an die Diskussionen der ersten Stunde als es um Fragen ging wie „Müssen wir wirklich ins Netz?“, „Wollen wir wirklich Aufbau-Bilder zeigen“, „Wie viel Blicke hinter die Kulissen dürfen wir zulassen?“. Das war lange vor dem Blog, lange vor Youtube und ganz sicher lange bevor das Bewusstsein dafür geschaffen war, das der digitale Raum eine Erweiterung der Museumsarbeit ist. Für mich ist das Marta Herford eines der wenigen Häuser, das diese Erkenntnis verinnerlicht hat und lebt natürlich auch von einem Direktor, der immer ganz vorne mit dabei ist, dabei aber nie die Fähigkeit verloren hat Dinge zu hinterfragen. Das gleiche gilt für die großen „Leuchttürme“ wie das Städel in Frankfurt. Auch dort liegt vieles sicher daran, dass der Direktor genug Platz und Wertschätzung für den digitalen Raum lässt und gute Ideen einfordert. Eine Tatsache, die für mich mindestens genauso wichtig ist, wie eine gute Strategie. Ohne den Rückhalt vom Chef kann man wenig bewirken.

Paarweise_Screenshot
Startbildschirm der Microsite

Nachdem ich mir die Microsite genauer angeschaut habe, bin ich leider etwas enttäuscht. Hier haben sehr offensichtlich die Kuratoren etwas ausgeheckt. Eine Beteiligung der Kunstvermittlung und Kommunikationsabteilung kann ich mir kaum vorstellen. Das Design ist modern und auf das Wesentliche beschränkt. Ebenso ist die Seite responsiv. Beides sind für mich obligatorische Voraussetzungen in der heutigen Zeit, also kein Grund für ausufernden Jubel. Insgesamt 24 Werke stehen zur Auswahl für eine Paarbildung. Tippt man ein Kunstwerk an, öffnet sich die Auswahl-Maske, in die zwei Werke eingefügt werden können. Gemeinsam mit einem persönlichen Text, kann man diese dann an die Kuratoren mailen.

Screenshot der Microsite mit Auswahl und Kontaktformular.
Screenshot der Microsite mit Auswahl und Kontaktformular.

Bei der Anordnung der Werke fiel mir sofort auf, dass diese sehr suggestiv ist. Es werden Werke nebeneinander gezeigt, die wahrscheinlich als Paare geplant sind. Zumindest ist das mein Eindruck. Zu den Werken erhält man außer dem Titel und Künstler leider keinerlei Information. Weder Jahr noch Maße, weder Material noch weiterführenden Text. Das finde ich etwas wenig, wenn man davon ausgehen darf, dass nicht jeder mit der Sammlung vertraut ist. Hier wird also auf eine rein visuelle Auswahl gesetzt, ein Ansatz den man kaum als Kuratieren verstehen kann. Weiß ich doch aus Erfahrung, dass Kuratoren nicht einfach nur nach persönlichem visuellen Gusto Entscheidungen treffen, sondern teils heftig und intensiv diskutieren was in eine Ausstellung gehört. An dieser Stelle wurde meiner Meinung nach eine Chance verspielt, den Besuchern, die Werke im Vorfeld der Ausstellung näher zu bringen.

Sharing is Caring – Wo ist bloß die Interaktivität geblieben?

Die Funktionen der Seite habe ich leider bereits alle zusammengefasst. Leider, weil das eben heißt, dass die Idee des Social Webs und der Interaktivität irgendwie auf der Strecke geblieben sind. Ich war am Anfang so begeistert von der Seite, weil ich sie mir direkt interaktiv vorgestellt habe. Ich meine, wie schön wäre es, wenn jeder, der mitmacht, sein Wunschpaar in seinen sozialen Netzwerken teilen könnte. Wenn jeder sagen könnte „Schaut her, ich habe ein Paar ausgesucht! Wir müssen bald alle in die Ausstellung und sehen ob es hängt!“. Wie spannend wäre eine Galerie aus bereits erstellten Paaren, die man kommentieren und liken könnte. Die es ermöglichen würde, sich mit anderen auszutauschen. Und ganz verrückt – wie progressiv wäre es, wenn es jetzt schon eine Wand im Museum gäbe, auf der die täglichen Besucher sehen könnten, was da gerade im Netz passiert.

Mein Fazit

Leider haben die Kuratoren ihre Macht noch nicht so richtig aufgeben können. Die Idee, die Besucher teilhaben zu lassen und einzuladen, mitzubestimmen, welche Werke in die Sammlungsausstellung kommen, ist meiner Meinung nach eine großartige Idee. Besonders bei einer Sammlungsschau, deren Werke normalerweise im Marta Depot der Öffentlichkeit verschlossen bleiben, hätte mich interessiert, welche Werke die Menschen sehen wollen und auf was sie nicht verzichten möchten. Auch dafür eine Microsite einzurichten statt einer aufwendigen, werbewirksamen App finde ich weitsichtig und richtig. Für eine Lebensdauer von vier Monaten braucht es nicht mehr als eine Unterseite auf der eigenen Homepage.

Trotzdem finde ich die Aktion nicht gelungen, da sie weder die lebendige Community berücksichtigt, die das Marta tatsächlich als eine der wenigen Institutionen hat, noch wird zugelassen, dass man seine Aktivitäten teilen kann. Da sitzen jetzt also die Kuratoren und bekommen lauter Emails, die sie sichten müssen. Wahrscheinlich wäre eine übersichtliche Seite mit den Einreichungen sogar weniger Arbeit gewesen. Vielleicht sollten Kuratoren (und zwar alle, egal in welchem Museum) Besucherbeteiligung nicht als Kontrollverlust und Machtaufgabe betrachten, sondern als erfrischenden Austausch, der neue Blickwinkel ermöglichen kann. Durch das Internet hat ohnehin jeder die Möglichkeit ständig in Echtzeit Rückmeldungen zu geben, warum diese nicht einmal nachhaltig und sinnvoll kanalisieren und für die eigene Arbeit nutzbar machen. Den unmündigen Besucher von früher, der maximal einen Kommentar im Gästebuch hinterlassen konnte, gibt es nicht mehr.

Auch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Abteilungen und damit Blickrichtungen ist unerlässlich für ein gutes Ergebnis. Dies scheint mir ebenfalls zu kurz gekommen zu sein. Hier hätten die Komunikationsprofis und Vermittler sicher noch wichtige Hinweise geben können. Ein Punkt auf den Anke in ihrem Artikel übrigens ausführlich eingeht.

So wichtig mir Kritik und Auseinandersetzung sind, so schmerzhaft war es diesen Beitrag zu schreiben, fühle ich mich doch immer noch sehr verbunden mit dem Marta. Jedoch finde ich es wichtig, gerade die Aktionen zu hinterfragen, die von Museen gemacht werden, die sehr weit vorne im Netz sind und damit auch eine Vorbildfunktion für andere Häuser einnehmen. Zudem möchte ich mit einem großen Lob abschließen. Denn meine ehemaligen Kollegen sind in der Lage mit Kritik umzugehen, diese auch ernsthaft zu besprechen und für die Zukunft mitzunehmen. Auf dem richtigen Weg sind sie digital ohnehin schon lange.

 

Dieser Beitrag entstand nicht im Auftrag des Marta Herford und steht auch in keinster Weise in Zusammenhang mit meiner ehemaligen Tätigkeit dort.

#KulturBlogger United | Statement zu erfolgreichen Kooperationen mit Institutionen

Ein Gruppenbeitrag von Angelika Schoder, Wera Wecker und mir.

Die Kulturblogger-Szene ist klein. Wir kennen uns fast alle persönlich und stehen über die sozialen Netzwerke in engem Kontakt und Austausch. Auf diesem Wege erfahren wir oft schnell von den Kooperationsanfragen und Einladungen zu Bloggerreisen. Es zeigt es sich immer wieder, dass Kooperationen und Einladungen für viele Institutionen noch neu sind. Dabei passieren natürlich auch immer wieder Pannen oder Missverständnisse. Wie man aus solchen lernen kann, hat Angelika exemplarisch an der Kunsthalle Karlsruhe in diesem Artikel festgehalten. Michelle hat in diesem Beitrag zudem erste Schritte für Blogger Relations zusammengefasst und Wera hat für Kulturinstitutionen bereits einen Leitfaden geschrieben.

Pannen sind menschlich und wir erwarten keine Perfektion, da wir selbst nicht perfekt sind. Bloggen ist bei den meisten von uns eine Leidenschaft, wir brennen für unsere Themen, sonst würden wir nicht so viel Zeit investieren. Bei einigen Anfragen zu Kooperationen, wie etwa Bloggerreisen, fällt uns jedoch auf, dass immer wieder ähnliche Fehler gemacht werden. Darum haben wir uns nun dazu entschieden, in diesem Beitrag Anregungen und Hilfestellungen zu geben, wie man als Institution auf Blogger zugehen kann, damit in Zukunft einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen der Kulturblogger-Szene und den Museen nichts mehr im Wege steht.

Wir nennen weder Namen noch Häuser, aber aufgeführte Beispiele sind tatsächlich geschehen. Wir würden uns freuen, wenn wir zu einer besseren Kommunikation beitragen können und möchten jedes Haus dazu ermutigen, den Schritt in Richtung Blogger-Relations zu wagen und vielleicht auch eine Reise für Blogger anzubieten.

Diesen Artikel haben wir zu dritt verfasst, Angelika, Wera und ich. Wir hoffen, dass er wächst und sich weitere Blogger anschließen. Jeder, der diesen Beitrag als in seinem Sinne empfindet, ist eingeladen sich via Kommentar oder in einem eigenen Beitrag anzuschließen.

Aber nun zu den Tipps für interessierte Institutionen.

Das Anschreiben

Eine persönliche Ansprache ist das A und O in der Kommunikation. Blogger-Relations funktionieren anders als die klassische Presseansprache. Blogger wünschen sich eine individuelle Ansprache. Da in der Regel eine erste Kontaktaufnahme per E-Mail erfolgt, sollte man zu einer höflichen und vor allem namentlichen Anrede tendieren, wobei das „Sie“ immer eine gute Wahl ist. In den sozialen Netzwerken ist das wieder anders. Jedes Medium funktioniert nach eigenen Regeln. Sollten Sie die Blogger bereits kennen, steht einem “Du” selten etwas im Wege.

Tipp: Starten Sie eine Kontaktaufnahme lieber zu förmlich als zu informell.

Die Zusammenarbeit mit Bloggern ist eine Win-Win-Situation für alle und sollte direkt am Anfang bereits mit gegenseitigem Respekt beginnen. Viele von uns haben studiert, mancher sogar promoviert, sind berufstätig und ebenfalls vom Fach. Gerade das sollte nicht vergessen werden. Und ein Kunsthistoriker, der selbst in einem Museum arbeitet, ist selten begeistert von Sätzen wie “und bei der Veranstaltung können Sie dann auch direkt sehen, wie ein Kurator so seine Recherche gemacht hat”. Schnell entsteht auf diese Art der Eindruck, dass Sie sich nicht mit uns und unseren Blogs auseinandergesetzt haben, sondern nur mit dem Fakt, dass unsere Blogs eine gewisse Bekanntheit erreicht haben.

Die Auswahl

Es gibt eine überschaubare Zahl an Kulturbloggern, aber wir sind doch zu viele, um eine feste Liste für Events darzustellen. Jeder von uns hat bestimmte Schwerpunkte und Themen über die er schreibt. Kooperationsanfragen, die damit nichts zu tun haben, bringen unsere Blogs nicht voran und die  Institution ebenso wenig, denn an jedem Thema und Blog hängt eine individuelle Leserschaft. Das gilt im übrigen für alle Blogs.Überlegen Sie von Beginn der Planung an, welche Ziele die Reise hat, welche Themen Sie bedienen und während der Reise aufgreifen und welche Blogger dazu passen könnten. Fragen Sie gerne nach Media-Kits und Lesern, wenn Sie eine bestimmte Zielgruppe erreichen möchten.

Tipp: Laden Sie sich ruhig eine bunte Mischung von Bloggern ein. Schauen Sie ebenfalls über den Tellerrand! 

Viele Reisen können dadurch bereichert werden, dass zusätzlich Architektur-, Reise- oder Lifestyle-Blogger eingeladen werden. Manche Kultur-Blogger pflegen zum Teil auch mehrere Blogs und es lohnt sich, eine kleine Recherche zu starten, zu welchem Blog die eigene Kooperationsanfrage am besten passen würde. Es gibt keine größere Enttäuschung vor Ort, wenn Blog und Event nicht zusammen passen. Keiner von uns dreien wird sicher vergessen, wie eine uns bekannte Foto-Bloggerin mit einem Fotoverbot konfrontiert wurde. Sie konnte also nicht über das Event berichten und hat im Prinzip ihre Zeit verschwendet.

Achtung: Es wäre eine Fehlannahme zu denken: „Die hat aber doch ein exklusives Event besucht.“ Wie fänden Sie es denn, wenn man Ihnen Ihre Traumschuhe in der falschen Größe schicken würde, um Ihnen dann zu sagen: „Freuen Sie sich doch, immerhin haben Sie nun tolle Schuhe zu Hause.“?

Die Kostenfalle

Die traurige Wahrheit ist, wie alles im Leben kosten Blogger-Relations Geld. Besonders Bloggerreisen sind ein teurer Spaß für jede Institution, deshalb sind wir jedes mal sehr begeistert, wenn dieses Abenteuer gewagt wird. Reisen sind die Königsklasse der Blogger-Relations und keineswegs muss gleich damit begonnen werden.

Tipp: Machen Sie im Vorfeld kleine Events und lernen Sie örtliche Blogger kennen.

Die Blogger, die im eigenen Ort wohnen, können Ihnen regelmäßig wunderbaren Content liefern. Pflegen Sie im Vorfeld diese Beziehungen, bevor Sie direkt mit einer Reise mit Bloggern aus ganz Deutschland starten.

Wenn eine Reise geplant werden soll, lohnt sicher auch ein Anruf bei einer anderen Institution, die bereits erfolgreich ein solches Event organisiert hat. Selbstverständlich kann man auch einen Blogger seiner Wahl kontaktieren und sich erkundigen oder diesen sogar mit der Planung beauftragen. Wenn eine Reise geplant wird, sollte man sich jedenfalls im Klaren darüber sein, dass sämtliche Kosten übernommen werden müssen. Die Aufgabe der Blogger ist, das Event in den Sozialen Medien zu begleiten und darüber zu berichten. Die Aufgabe der Institution ist die Organisation, die Betreuung und die Übernahme der Kosten. Selbst wenn wir Honorare beiseitelassen, die im Allgemeinen nicht unüblich sind, müssen auf jeden Fall die Fahrten, die Unterkünfte und die Verpflegung gewährleistet sein. Wir bloggen aus Leidenschaft. Für Reisen nehmen wir uns mitunter Urlaub und bringen viel Zeit mit. Nicht nur während des Events, sondern auch im Anschluss, wenn wir unsere Fotos bearbeiten und die Beiträge schreiben. Der Aufwand, der hinter Kulturblogs steht, wird häufig unterschätzt. Hätten Sie gedacht, dass hinter jedem Blogbeitrag mehrere Arbeitsstunden bis zu mehreren Tagen stehen? Stellen Sie sicher, dass zu diesem hohen Zeitaufwand nicht zusätzlich ein finanzieller Aufwand entsteht.

Fairness

Fairness ist für uns ein ganz wichtiger Punkt. In einer so kleinen Szene kennen sich die meisten Blogger untereinander und tauschen sich aus. Wenn Sie Blogger hier zu unterschiedlichen Konditionen einladen, spricht sich das schnell herum und sorgt für Unmut bei denjenigen, die benachteiligt werden.

Tipp: Bieten Sie Bloggern die gleichen Konditionen.

Natürlich gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Blogs, sowohl was Qualität als auch Quantität und Reichweite der Beiträge angeht. Hinter jedem Blog steht aber eine Person, die diesen mit Liebe führt und pflegt. Das verdient Respekt und Fairness.

Wenn Sie 10 Blogger einladen, aber nur 4 Bloggern eine Kostenerstattung anbieten, spricht sich das schnell herum. Laden Sie in einem solchen Fall besser weniger Blogger ein und konzentrieren sich zusätzlich auf lokale Blogger, die keine Anreisekosten haben. Alles andere ist zutiefst unfair. Langfristig wirft es auch ein sehr schlechtes Bild auf eine Institution.

Hinweis: Wir verpflichten uns dazu, Kooperationen und bezahlte Beiträge auf unseren Blogs zu kennzeichnen. Wir sind der Auffassung: Jedwede Kostenübernahme seitens einer Institution sollte gekennzeichnet werden! Wir möchten jeden Verdacht von Schleichwerbung ausräumen. Darüber hinaus steht die Szene ohnehin für Transparenz. Ob ein Beitrag im Rahmen einer Kooperation entstand, ist wichtig für unsere Leser. Keiner von uns setzt für eine kleine Reise seinen guten Ruf aufs Spiel. Und ohne den würden Sie uns auch nicht einladen.

Wir wissen, Blogger Relations sind nicht ganz einfach und es gibt vieles zu beachten. Wer aber den Schritt wagt, kann ein wichtiges Netzwerk bauen und viele neue Möglichkeiten entdecken, um ein Projekt auf kreative Art zu fördern und bekannt zu machen.

In diesem Sinne empfehlen wir Ihnen auch die verlinkten Beiträge zum Thema und freuen uns auf die kommenden Events.

Beitragsbild: Impression vom Instameet in Hamburg (Oktober 2015), fotografiert von Angelika Schoder.

 

Rezension von #BlogBoosting | Was kann der Ratgeber?

Als ich vor Kurzem entdeckte, dass der Ratgeber Blog Boosting in zweiter Auflage erschienen ist, musste ich das Buch einfach kaufen. Verfasst von den zwei bekannten Bloggern Robert Weller und Michael Firnkes verspricht es nicht weniger als das umfangreiche Handbuch für Blogger zu sein, egal ob diese im Coporate Bereich tätig sind oder ihren eigenen Blog betreiben. Ich stehe Büchern, die als Ratgeber für digitale Aktivitäten verkauft werden, generell kritisch gegenüber. Viel zu oft schon ist es mir passiert, das für solch ein Buch mit Statistiken gearbeitet wurde, die mehrere Jahre alt sind oder die Autoren einfach schlichtweg Pech hatten, weil in der Zwischenzeit ein neues Google Update die Hinweise irrelevant gemacht hat. Lieber verlasse ich mich auf einschlägige Blogs, die oft aktualisiert werden und ältere Artikel immer wieder auf den neuesten Stand bringen. Die Tatsache einer zweiten, überarbeiteten Auflage hat mich aber neugierig gemacht. Selbstverständlich möchte ich auch wissen was potentielle

Das Buch "Blog Boosting"
Das Buch „Blog Boosting“
Kunden oder Partner bereits gelesen haben könnten. Nicht selten führt nämlich genau der ein oder andere Ratgeber dazu, dass ich Diskussionen über Dinge führen muss, die keine Rolle mehr spielen. Das beste Beispiel ist hier der Google PageRank, der ja bekanntermaßen seit bereits 2 Jahren eingestellt wurde. Trotzdem treffe ich immer wieder auf Gesprächspartner, die diesen nach wie vor für einen wichtigen Faktor halten und gar nicht wissen, das er de facto nicht mehr existiert. Auch mit Kollegen kann es in solchen Dingen zu den unsinnigsten Diskussionen kommen. Für mich ist das aber auch generell ein Problem von Ratgebern, die immer den Anspruch verkaufen, sie hätten einen Masterplan für jeden. Nachdem ich das Buch nun vollständig gelesen habe, möchte ich hier kurz festhalten für wen ich es geeignet finde, welche Inhalte mich begeistert haben und welche Kritik ich für unabdingbar halte.

Für Einsteiger | die Kapitel 2-7

Insgesamt ist das Buch in 12 Kapitel plus Einleitung und Fazit aufgeteilt. Bedauerlicherweise sind die ersten 6 Kapitel, die durch die Nummerierung der Einleitung Kapitel 2-7 sind, reine Einsteigerkapitel. Hätte ich dieses Buch nicht für meinen Blog rezensieren wollen, hätte ich es wahrscheinlich beiseite gelegt. Natürlich ist es immer schwierig eine gute Mischung zu finden und nicht jeder Leser ist ein alter Blog-Hase, trotzdem würde ich mir wünschen, dass die Autoren genauer definieren wen sie mit dem Buch ansprechen wollen. Der Klappentext richtet sich explizit an Blogger, die ihren Blog optimieren möchten. Die ersten 6 Kapitel, die 2/3 des Buches füllen, drehen sich jedoch nur um den richtigen Aufbau eines Blogs. Wobei bei den gängigen Blog-Plattformen das wissenschaftliche „Hypotheses“ nicht einmal erwähnt wird. Da drängt sich mir die Frage auf, ob die Autoren dieses eigentlich kennen. Vielleicht stehen wissenschaftliche Blogs aber auch nicht auf ihrer Agenda.

Das nützlichste Kapitel ist in diesem Teil noch Nummer 6 zum Thema SEO, das sicher noch nicht jedem ausreichend vertraut ist. Dieses wird jedoch nur oberflächlich behandelt, da es, wie von den Autoren richtig angemerkt, ansonsten ein eigenes Buch füllen würde. Glücklicherweise werden auch einige empfohlen mit denen jeder das Thema weiter vertiefen kann. Für den Einstieg in die Materie halte ich das Kapitel aber für durchaus gelungen und sehr hilfreich.

Dagegen hätte ich mir vom Kapitel „Monitoring“ mehr erwartet. Gerade das ist ja ein ganz wichtiger Punkt beim Bloggen, dem jeder Blogger viel Zeit opfern sollte. Mir fehlen dort zudem wichtige Tools, die nicht genannt werden. Im Allgemeinen ist es ein großes Problem des Buchs, dass die beiden Autoren sehr von ihren eigenen Erfahrungen ausgehen, so das mancher Tipp mir sehr einseitig erscheint und nicht unbedingt für jeden Blogger geeignet ist. Doch dazu mehr in meiner Kritik am Ende des Beitrags.

Insgesamt werden in den ersten Kapiteln wichtige Dinge angesprochen, die jedem Blogger bewusst sein sollten. Beispielsweise die Macht des Designs, der Mehrwert des Contents und das Wichtige an der Blogger Community. Diese werden auch wirklich oft wiederholt. Etwas zu oft für meinen persönlichen Geschmack. Wer also über einen Blog nachdenkt oder gerade erst einen begonnen hat, dem wird dieses Buch gute Dienste erweisen. Eine weitere Einarbeitung in die jeweilige thematische Blogger Szene erübrigt es jedoch nicht.

Für Fortgeschrittene | die Kapitel 8-10

Nachdem ich mich die ersten Kapitel lang gefragt habe, wann den nun inhaltlich etwas für mich interessant ist, war ich froh bis Kapitel 8 durchgehalten zu haben. Kapitel 8 dreht sich um die Vermarktung von Blogs und hier werden wirklich alle Möglichkeiten vorgestellt. Von Netzwerken bis zur Blogparade ist alles dabei. Sehr positiv ist mir aufgefallen, dass auch die Pressearbeit für Blogs als wichtiges Tool hervorgehoben wird. Dieser Aspekt entfällt bei den meisten Bloggern, die ich kenne vollständig. Eine Tatsache, die ich ebenso wie die Autoren nicht nachvollziehen kann, da gute Pressearbeit immer noch sehr viel bewirken kann. Noch ist Print nicht tot und auch Online Magazine bedienen sich natürlich guter Pressemitteilungen.

Zu Kapitel 8 passt dann auch direkt Kapitel 9 zum Thema „Monetarisierung“ von Blogs. Hier werden schließlich sämtliche Formen der Werbung und des Verkaufs von Blogs und Inhalten umfassend vorgestellt. Das einzige, das ich in Kapitel 9 vermisst habe, war die generelle Reflexion von bezahlter Werbung auf Blogs. Man merkt sehr, dass die beiden Autoren gute Erfahrungen mit Bannern und Affiliate Programmen gemacht haben. Ich finde einem Ratgeber steht es im allgemeinen jedoch gut, Dinge zu hinterfragen. Die zunehmende Werbung auf vielen Blogs irritiert mich zum Beispiel sehr. Damit meine ich vor allem Werbebanner etc., nicht bezahlten Content. Irgendwie feiern große, bunte, blinkende Werbebanner neuerdings ein Revival und das kann ich nicht gut heißen. Schnell kann die falsche Werbung die Reputation eines Blogs für immer zerstören. Ich persönlich bevorzuge jedenfalls werbefreie Angebote. Auch das Thema Ad-Blocker wird von den Autoren nicht berücksichtigt. Jedoch wird zurecht darauf hingewiesen, dass niemand sich auf eine Werbeart festlegen sollte, weil sich das Angebot und der Markt sehr schnell verändern. Ich denke viele Blogger wird dieses Kapitel besonders interessieren und wenn man an einer Monetarisierung interessiert ist, dann gibt es zahlreiche nützliche Hinweise. Mir ist es jedoch zu unkritisch und auch die rechtlichen Hinweise sind mit einer Seite doch etwas zu kurz gekommen.

Kapitel 10 mit „Profitipps für mehr Umsatz und Reichweite“ halte ich für eine ganz gute Zusammenfassung einiger wichtiger Punkte, über die man sich im klaren sein sollte. Wenn man schon einige Jahre erfolgreich bloggt, sollte jedoch alles davon hinreichend bekannt sein. Wobei ich hier möglicherweise den selben Fehler mache wie die Autoren und von mir auf andere schließe. Es geht auf jeden Fall unter anderem um Dinge wie Google Trends und Keywords, Email-Verteiler und Landing-Pages. Nichts davon ist Geheimwissen und auch online leicht auffindbar, der ein oder andere wird sich aber sicher über die Bündelung freuen und die Tipps behandeln auf jeden Fall alle wichtige Themen.

Für alle | die Kapitel 11-13

Die Kapitel 11 und 12 drehen sich um „Chancen und Risiken des Berufsbildes“ sowie um „Trends der Zukunft“ und sind recht allgemein geschrieben. Genauso gut hätten sie an den Anfang des Buchs gepasst. Bei den Risiken fehlt mir wieder ein umfassender, rechtlicher Ausblick wie in allen Kapiteln zuvor ebenfalls. Die beiden Kapitel sind auch mehr ein informativer Zusatz und stellen keine direkten Ratschläge für Blogger dar, verraten aber einiges über die Ansichten der Autoren. Mit ihren vorausgesagten Trends, liegen sie sehr wahrscheinlich gar nicht falsch, prophezeien sie doch den Anstieg von Newsfeeds im Netz und weniger Besuchen von Einzelseiten. Trends sind natürlich immer so eine Sache, aber ich finde es durchaus interessant, wenn Autoren eine Einschätzung zum Thema geben.

In Kapitel 13 zu „Praxistipps“ ist im Prinzip das ganze Buch nochmal in Kurzform gut übersichtlich zusammengefasst. Wenn man mit den Themen bereits vertraut ist, reicht vermutlich ein Lesen desselben vollkommen aus, um die Kernaussagen des Buchs zu begreifen. Ansonsten findet jeder Leser hier nochmal alles gebündelt an einem Ort. Definitiv ein Vorteil bei häufigem Gebrauch. Jedoch finde ich die „8 Erfolgsbausteine des Bloggens“ am Ende etwas überzogen. Wenn es so einfach wäre erfolgreich zu bloggen, nur weil man 8 Regeln beherzigt, dann würde es viel mehr erfolgreiche Blogs geben. Sehr viel mehr. Die Erfahrung zeigt dann doch, dass es weit mehr erfordert als 8 Schritte.

Kritik am Buch

Keineswegs ist es mein Anliegen hier einen Verriss zu veröffentlichen, aber ich finde zu einer guten Rezension gehört durchaus konstruktive Kritik, wenn es etwas zu kritisieren gibt. Im Allgemeinen finde ich das Buch sehr gut und einfach geschrieben. Empfehlenswert finde ich es allerdings vor allem für Einsteiger und unerfahrene Blogger, die damit ein gutes Basiswissen für sich gewinnen. Auch Firmen, die einen Corporate Blog aufsetzen möchten, können viele Infos für sich verwenden und so von Anfang an Fehler vermeiden. Keineswegs ist es meiner Meinung nach geeignet für erfahrene Blogger. Mir hätte es zum Beispiel kaum Mehrwert gebracht außer 2-3 weiterführenden Links, die ich vermutlich auch über Google gefunden hätte. Ein Buch zum Thema ist natürlich indirekt sehr hilfreich, da es das Thema nochmal anders greifbar macht. Das ist für mich ein klarer Gewinn.

Da die Autoren im Buch wiederholt nach Rückmeldungen fragen, möchte ich hier einige allgemeine Kritikpunkte äußern, die in der 3. Auflage korrigiert werden könnten.

  • Es gibt eindeutig zu viele Wiederholungen. Das wissen die Autoren auch selbst, denn sie kündigen diese gleich zu Anfang an. Nun gewinnt das Buch dadurch nicht an Mehrwert, sondern vor allem an Seiten. Auch als Nachschlagewerk ist es nur bedingt geeignet, wenn sich viele Themen in unterschiedlichen Kapiteln ständig wiederholen. Mich hat es beim Lesen tatsächlich gestört.
  • Die einzelnen Praxisbeispiele im Buch kommen zu gefühlt 90% von den beiden Autoren selbst. Das macht sie leider sehr einseitig. Ich hätte mich gefreut, wenn verschiedene Blogs herangezogen worden wären, vor allem auch aus den verschiedenen Bereichen.  Was bei einem Finanz- oder Marketingblog funktioniert, muss eben noch lange nicht für einen Reise- oder Lifestyleblog gelten.
  • Tatsächlich haben mich auch die vielen Links etwas genervt. In einem Kapitel weisen die Autoren darauf hin, dass man Links im Web mit Hilfe eines Tools kürzen sollte, setzen jedoch ständig in Klammern ihre eigenen Blogartikel in voller Länge. In einem Ebook mag das ja gut funktionieren, wenn ich ein Buch lese, möchte ich jedoch nicht ständig ewig lange URLs in ein Gerät tippen um einen weiterführenden Artikel zu lesen. Ein bisschen behandeln die Autoren das Buch wie einen Blog, was mir nicht so recht gefällt.
  • In vielen Kapiteln werde einige sinnvolle Tools genannt, beispielsweise zum Monitoring oder Teilen von Beiträgen. Viele große wie Hootsuite oder FanPageKarma fehlen jedoch. Natürlich gab es irgendwo wieder einen langen Link, der zu einer Linkliste auf einem Blog verweist, aber im Buch fehlen sie eben. Anstatt dem Kapitel zur Zukunft des Netzes, hätte es vielleicht eines zu wichtigen Tools auch getan.
  • Vielleicht ist eines der Hauptprobleme des Buchs, dass es zu wenig Autoren hat. Das soll jetzt bitte nicht falsch verstanden werden. Die beiden sind auf jeden Fall kompetent genug dieses Buch zu schreiben und wissen definitiv worüber sie schreiben, jedoch fehlen mir viele Aspekte der Blogger-Szene, die irgendwie nicht berücksichtigt wurden. Buch, Lifestyle, Fashion und Kultur beispielsweise. Blogs dieser Themen funktionieren anders als die Blogs der Autoren. Und einiges lässt sich nicht ohne weiteres übertragen. Einen Ratgeber, in dem auch thematisch andere Blogger zu Wort kommen, würde ich sehr begrüßen.
  • Leider gibt es kein Kapitel zu Recht im ganzen Buch. Immer mal wieder wird etwas angesprochen, aber wirklich auf die Dringlichkeit sich an geltende Bestimmungen zu halten, geht niemand ein. In den Einsteigerkapiteln gibt es keine ausführliche Beschreibung der Impressumspflicht, etwas das immer noch viele Blogger missachten. Auch der Aspekt der Schleichwerbung geht in einigen wenigen Sätzen unter. Hier wäre es sicher gut gewesen, ein Kapitel von einem Anwalt oder einem passenden Blogger verfassen zu lassen. Gerade dieses Thema hatte ich in einem Ratgeber erwartet.

Fazit

Wer den ganzen Beitrag gelesen hat, kann sich wahrscheinlich denken wie mein Fazit ausfällt. Ich finde das Buch nicht schlecht und besonders für Einsteiger sehr geeignet. Die Autoren sind selbst Blogger und kennen sich aus. Für Fortgeschrittene oder gar Profis halte ich es nicht für einen Mehrwert.

Darüber hinaus finde ich einiges verbesserungswürdig, da ich teilweise (auch durch den Klappentext) andere Erwartungen an den Inhalt des Buchs hatte.

Wer sich also einen Überblick übers Bloggen und die damit verbundenen Tätigkeiten verschaffen möchte, zum Beispiel um den Aufwand für einen Corporate Blog abzuschätzen, der sollte sich das Buch auf jeden Fall zulegen. Wer bereits einen sehr erfolgreichen Blog hat und sich beispielsweise dem Thema SEO widmen möchte, sollte sich lieber eine andere Lektüre suchen.

#BloggerFuerFluechtlinge | Das „Social Web“ wird richtig laut

Seit nun etwas mehr als einer Woche gibt es die Initiative Blogger für Flüchtlinge, ins Leben gerufen von Nico LummaStevan PaulKarla Paul und Paul Huizing. Es wurden bereits über 80.000 € Spenden (Stand: 31.08.15, 19 Uhr) gesammelt, die über betterplace.org transparent an Initiativen verteilt werden. Ich war eine der ersten 100 in der Facebook-Gruppe (mittlerweile sind es weit über 1000), in der wir uns austauschen und trotzdem habe ich lange an diesem Post gesessen und es nicht wie so viele andere geschafft, letzte Woche bereits einen Post zu veröffentlichen. Ich könnte das jetzt auf meinen vollen Terminplan schieben oder auf die anderen Blogs für die ich Beiträge geschrieben habe, aber das wäre nur die halbe Wahrheit. Ich habe viel getwittert, Beiträge anderer Blogger geteilt und jedem, der es hören wollte (oder nicht) von der Initiative erzählt. Ich habe zudem mit einer anderen Bloggerin zahlreiche Fashion Blogger angeschrieben, ob sie nicht mitmachen wollen. Zeit war also da. Energie eigentlich auch. Trotzdem ist mir noch nie ein Blogbeitrag so schwer gefallen. Das erste Mal in meiner Zeit als aktive Bloggerin fehlen mir angesichts des braunen Terrors und dem andauernden Elend die Worte. Mein Blog mag eher unpolitisch daherkommen, aber ich habe mich schon immer für Verschiedenes engagiert. Privat. Nicht öffentlich. So halten das sicherlich viele Menschen. Doch die Initiative Blogger für Flüchtlinge ruft zu Recht dazu auf, dass wir laut werden und das Netz mit positiven Botschaften fluten, dass wir teilen was wir tun und fordern, dass man allen Menschen, die in unserem Land Schutz suchen, mit Menschlichkeit begegnet. Auch denen, die wir nicht dauerhaft aufnehmen werden. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein. Warum ich die Initiative unterstütze und warum ich hoffe, dass auch Institutionen sich mit ihren Blogs beteiligen, versuche ich in den folgen Zeilen mal einigermaßen geordnet aufzuschreiben.

Das Netz sollte ein sozialer Ort sein, nicht rechtsradikal!

Ich bin nicht nur beruflich ein großer Fan des Social Web und seiner vielen Möglichkeiten, doch wenn ich sehe wie diese Möglichkeiten von rechtsradikalen Gruppen genutzt werden, um sich zu versammeln und zu Angriffen auf Flüchtlingsheime aufzurufen, zweifle ich an der Menschlichkeit dieses Landes bzw. des ganzen Kontinents. Mir scheint, dass sich die Politik viel zu sehr darum bemüht Zäune zu bauen und Menschen schneller abzuschieben. Der Umgang mit den Menschen, die ein Bleiberecht haben und auch mit all denen, die versuchen eines zu bekommen, scheint mir nicht im Vordergrund zu stehen. Hinzu kommen viele Menschen, die den Eindruck wecken wir werden demnächst „überflutet“ und aus unserer eigenen Kultur vertrieben. Das kann und will ich so nicht stehen lassen. Das Netz sollte ein sozialer Raum sein! Daran müssen wir alle arbeiten. Das heißt volksverhetzende Aufrufe nicht nur zu melden, sondern bei der Polizei anzuzeigen. Das heißt, dass wir gemeinsam unsere Stimme erheben und sagen, dass wir für Menschenrechte und Menschlichkeit einstehen und diese für unsere Gesellschaft einfordern. Das heißt, dass wir erwachsen mit Ängsten umgehen und Ausländerfeindlichkeit keine Plattform bieten.

Weil Flucht niemals „einfach“ ist

Ich kenne Menschen, die hierher gekommen sind, weil in ihrem Land täglich Bomben vom Himmel fallen und ich kenne nicht einen, dem diese Entscheidung leicht gefallen ist. Niemand lässt seine Heimat, sein Hab und Gut und seine vertraute Umgebung und Kultur hinter sich, um über eine Todesroute ins Ungewisse zu ziehen. Wer das ernsthaft glaubt, hat wohl noch nie wirklich nachgedacht. In dieser Debatte höre ich auch immer wieder viele Märchen zum Zweiten Weltkrieg und der Zeit davor und danach. Und ich finde es wirklich schlimm wie verklärt die Geschichte mittlerweile von manchen dargestellt wird. Warum zum Beispiel Juden damals nicht „einfach“ das Land verlassen haben, hat Juna ganz wunderbar auf ihrem Blog beschrieben. Ein wunderbarer Post, nur traurig, dass man sowas nochmal klar stellen muss. Ähnliche Verklärungen gibt es auch über die Zeit nachdem Zweiten Weltkrieg. Da wird glorreich beschrieben wie Deutschland seine Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Gebieten aufnahm und alle Hand in Hand das Land wieder aufbauten. Wie unruhig die Zeiten sind, sehe ich besonders daran, dass meine Oma das erste Mal in ihrem Leben das Bedürfnis hat, mir vom Krieg zu erzählen. Ihr ganzes Leben lang hat sie ihre Erfahrungen für sich behalten. Heute regt sie sich so sehr über die rechte Gewalt gegen Flüchtlinge auf, dass sie den Drang hat von ihren eigenen Erfahrungen zu sprechen. Aufgewachsen ist sie in Danzig und als sie acht Jahre alt war und der Krieg verloren, ist sie mit ihrer Mutter zu Fuß geflüchtet bzw. zuerst auf einem Boot und dann zu Fuß über das Eis und bis nach Nordrhein-Westfalen. Mit offenen Armen, wie das gerne dargestellt wird, wurden sie nicht empfangen und Helfen oder Abgeben wollten erst recht die wenigsten. Gerettet hat sie am Ende, dass es eben schon immer Menschen gegeben hat, die denen geholfen haben, die es nötig hatten. Hätte es die nicht gegeben, würde ich wohl heute ganz sicher nicht diesen Beitrag veröffentlichen. Auch deshalb möchte ich zu denen gehören, die den Unterschied machen und hoffe, dass wir am Ende des Tages die breite Masse sind und nicht die Ausnahmen.

Es übersteigt meine Vorstellungskraft bei Weitem auch nur annähernd zu verstehen was Menschen auf der Flucht durchmachen müssen und finde schon den Versuch so furchtbar, dass ich Gänsehaut bekomme. Meine Oma war damals noch ein Kind und auch heute sind viele Kinder und Jugendliche unter den Flüchtlingen, die hier ankommen, wie unter denen die auf dem Weg umgekommen sind. Es übersteigt noch viel mehr meine Vorstellungskraft wie man sich dem Elend verschließen kann und einfach behauptet, das wäre nicht unser Problem. Wir leben in einer globalisierten Welt und sind ein reiches Land, ein Land, in dem mal eben 75 Mil. Euro für den Transfer eines einzigen Fußballspielers bezahlt werden können, da werden wir jawohl denen Hilfe geben können, die sie sonst nirgendwo bekommen.

Gegen Vorurteile kämpfen

Auch in meinem näheren Umfeld begegnen mir immer wieder Vorurteile. Oft nur kleine, aber dennoch. Wie schnell können kleine Vorurteile groß werden und außer Kontrolle geraten. Wer Flüchtlingen ein Handy neidet, der denkt in Statussymbolen und nicht an die Notwendigkeit den Verwandten zu sagen, dass man überlebt hat oder Fotos der eigenen Kinder zu retten! Aber der Spiegel hat gängige Vorurteile in diesem wunderbaren Video viel besser zusammengefasst als ich das an dieser Stelle könnte.

Ein wichtiges Ziel bei Blogger für Flüchtlinge ist es auch, Menschen aufzuklären und Vorurteile abzubauen. Je mehr dazu beitragen, desto besser!

Ich möchte in einer offenen Welt leben

Seit ich klein bin, bin ich viel gereist und „leide“ auch heute permanent unter Fernweh. Ich möchte dabei aber nicht in einer Welt leben, in der ich Freizügigkeit und offene Grenzen erlebe und andere Menschen hinter Stacheldraht stehen. Ich möchte in einer offenen Welt leben, in der Glaube und Religion friedlich ausgelebt werden können und Menschen sich gegenseitig ihre Kulturen näher bringen und offen füreinander sind. Ich war in armen und in reichen Ländern, doch überall habe ich Gastfreundschaft und Herzlichkeit erlebt. Eine Welt, die ihre Grenzen und Mauern wieder aufbaut, ist mein persönlicher Alptraum. Natürlich gibt es kulturelle Unterschiede und nicht jede Hürde kann ohne Weiteres überwunden werden, aber warum wehren wir uns so sehr dagegen gemeinsam am Wohlstand und dem Miteinander einer Weltgemeinschaft zu arbeiten. Europa war mal so ein wunderbarer Ansatz, der Grundgedanke war auf jeden Fall der richtige und zu diesem sollten wir zurückkehren.

Wir sollten den Menschen, die zu uns kommen eine Chance geben. Die Chance, die jeder bekommt, der das Glück hatte hier geboren zu sein, was alleine mal keine Leistung ist, sondern ein Glücksfall. Alle Menschen, die ich kenne, die hierher gekommen sind, wollten arbeiten und sich eine Existenz aufbauen. Ich kenne keinen einzigen, der sich heute, einige Jahre nach seiner Flucht, auf dem Sozialsystem ausruht. Leider können wir keine Nazis gegen Flüchtlinge eintauschen, wir können aber klar machen, das in einem funktionierenden, demokratischen, weltoffenen Land kein Platz für Fremdenhass ist. Dafür kann jeder etwas tun! Es beginnt schon indem Moment, indem man Stammtisch-Gerede keinen Platz im Freundeskreis einräumt.

Meine Freunde sollen auf der Straße keine Angst haben müssen

Ich habe Freunde aus der ganzen Welt. Vielen leben hier, weil sie hier arbeiten oder bereits hier studiert haben. Dabei sind Menschen, die aus dem Iran, Ägypten oder Indien kommen. Nicht alle von ihnen sind als Flüchtlinge her gekommen, manche einfach, weil sie hier eine gute berufliche Perspektive haben. Nun bekommen einige von ihnen langsam Sorgen in Deutschland nachts auf die Straße zu gehen, weil sie bereits angepöbelt wurden. Doch auch viele kleine Momente im Alltag lassen mich manchmal daran zweifeln, ob wir ein so freundliches Land sind. Das sind die Momente, wenn Freunde von mir sich anhören müssen, dass sie so gut deutsch sprechen, als wäre das nicht zu erwarten, wenn jemand einen dunkleren Teint besitzt. Oder die Überraschung, wenn einer von ihnen sich als an einer deutschen Uni promoviert zu erkennen gibt. Vorurteile und latente Ausländerfeindlichkeit begegnen einem täglich und viel zu lange wurde das in der Breite mit Stillschweigen quittiert. Es wird Zeit, dass wir das ändern und ehrlich sagen „Refugees Welcome“ – Deutschland ist ein buntes und offenes Land.

Das hier waren nur einige Punkte warum ich mich der Initiative Blogger für Flüchtlinge angeschlossen habe! Demnächst, habe ich mir fest vorgenommen, über mein Engagement für Flüchtlinge hier direkt vor Ort zu schreiben und meine konkreten Erfahrungen zu teilen. Vermutlich wird mir das wieder schwer fallen, aber auch das ist etwas was wir angesichts der Übergriffe und Nachrichtenlage lernen müssen, aus unserer Komfortzone kommen und uns für andere einsetzen!

Das wünsche ich mir besonders auch von den deutschen Kulturinstitutionen. Wenn es bereits einen Blog gibt, sollte der genutzt werden, aber auch auf einer Website kann man natürlich einen Beitrag einbauen. Viele engagieren sich ja vor Ort, es ist Zeit darauf aufmerksam zu machen. Institutionen haben einen Bildungsauftrag, der selten so wichtig war wie heute!

Wer sich engagieren möchte, kann sich auf der Website informieren und/oder hier spenden. Lasst uns gemeinsam laut und sichtbar sein!

Blogger Relations | 6 Basics für erfolgreiche Kooperationen

Heute folgt nun endlich der zweite Teil meiner Grundlagen für erfolgreiche Blogger Relations. Im ersten Teil ging es darum, was meiner Meinung nach aus Blogger-Sicht von Institutionen und Firmen berücksichtigt werden sollte, wenn mit Bloggern dauerhaft kooperiert werden soll. Nun hat alles im Leben zwei Seiten und wenn eine Zusammenarbeit nachhaltig und erfolgreich sein soll, gibt es natürlich auch Grundlegendes, das man als Blogger beherzigen sollte. Selbstverständlich ist es nicht das Ziel jedes Bloggers kommerzielle Kooperationen einzugehen, geschweige denn hauptberuflich zu bloggen. Trotzdem tritt man natürlich, wenn der Blog frei zugänglich ist, in die digitale Öffentlichkeit und sollte sich dessen auch bewusst sein. Wenn man aber regelmäßig über Ausstellungen, Produkte, Bücher, Events oder Fashion schreiben möchte, sollte man das ein oder andere beherzigen. Den ersten Post habe ich aus Sicht eines Bloggers geschrieben, heute möchte ich versuchen aus der Sicht des Unternehmens/Museums zu schreiben, als jemand der Blogger betreut und regelmäßig sowohl Anfragen bekommt als auch solche stellt. Immer wieder merke ich in Gruppen, in denen ich mich mit anderen Bloggern austausche große Unsicherheiten und natürlich auch eine große Bandbreite an Erfolgen einzelner Blogger. Manchmal scheint mir, dass es nur an Kleinigkeiten liegt, warum der eine erfolgreicher ist als der andere. Natürlich nicht nur, aber auch. Vor allem, wenn man kommerzielle Kooperationen eingehen möchte, sollte man die folgenden Punkte auf jeden Fall berücksichtigen. Jeder muss natürlich seinen eigenen Weg gehen und jeder Blog ist anders, aber hier geht es erstmal nur um Basics, die eigentlich für Fashion- genauso relevant ist wie für Kulturblogger. Dieser Posts ist keineswegs erschöpfend oder gar ausreichend, wenn man erfolgreich sein möchte. Basics in rechtlichen Fragen etc. muss man sich auf jeden Fall auch aneignen. Und natürlich freue ich mich wie immer, über Erweiterungen und Hinweise, was möglicherweise fehlt oder auch noch dringend beachtet werden sollte. Natürlich sind das hier auch meine individuellen Erfahrungen, da gibt’s bestimmt noch mehr hinzuzufügen.

Gleichzeitig ist dieser Post auch als kleine Hilfe für Kollegen gedacht, die sich an manchen Tagen fragen, was man eigentlich bei so einer Zusammenarbeit mit Bloggern vom Gegenüber erwarten darf.

Immer schön höflich bleiben

Bereits in meinem ersten Post für Unternehmen und Institutionen habe ich auf den richtigen Umgang mit Mails etc. hingewiesen. Das gleiche gilt natürlich auch für Blogger. Wenn man mit offiziellen Vertretern eines Unternehmens Kontakt aufnimmt oder eine Anfrage erhält, tauscht man keine Mails mit seinen Freunden aus. Ein förmliches Sie sollte zunächst immer benutzt werden. Nun merke ich auch oft, dass man als Blogger einfach geduzt wird, das heißt aber noch nicht, dass man das mitmachen muss. Wie im Berufsleben zeigt sich, dass eine professionelle Sprache und Ansprache manchmal Gold wert ist. Denkt darüber nach welche Zielgruppe Ihr habt und wie Ihr von Unternehmen wahrgenommen werden wollt. Es macht einen großen Unterschied ob man eine Email mit „Hi“ oder „Hey Du“ beginnt oder mit „Guten Tag“ oder „Sehr geehrte(r)…“. Am Ende darf das natürlich jeder für sich selbst entscheiden, ich finde es aber einfach höflicher. Die Emailadresse sollte natürlich auch professionell sein und auf den Blog verweisen und nicht „sexyMietze48“ im Namen führen 😉

Noch wichtiger ist das Berufen auf die allgemeine Höflichkeit natürlich, wenn mal etwas nicht so läuft wie es soll. Als Blogger hat man im Idealfall ein mächtiges Organ mit seinem Blog. Macht sollte man aber immer mit Bedacht ausüben. Nur weil man eine unverschämte Anfrage bekommt, muss man diese nicht auf dem gleichen Niveau beantworten. Legt Euch eine Standardvorlage zurecht für die 100. Email à la „Wir haben hier einen tollen Müsliriegel. Wenn wir Ihnen einen zuschicken, erwarten wir als Gegenleistung einen 900 Wörter Post!“. Nicht aufregen, höfliche Antwort hinschicken und fertig. Tut keinem Weh und zeigt dem jeweiligen Unternehmen im Zweifel, dass man mit Bloggern so nicht umgehen kann. Sollte ein Event völlig schief gelaufen sein, fragt erstmal höflich nach wie das sein kann. Gebt konstruktive Kritik und Vorschläge was anders hätte laufen müssen. Und bitte schreibt nicht sofort einen Verriss auf dem Blog. Vielleicht war etwas nicht beabsichtigt und das Unternehmen ist sogar dankbar für Eure Hinweise. Und am Ende des Tages hat man ja immer noch die Möglichkeit einfach gar nichts zu schreiben. Macht weniger Arbeit und sieht im Zweifel auch für Euch besser aus. Und jedem von uns passieren mal Fehler im Leben, die meisten Probleme lassen sich im persönlichen Austausch am besten klären.

Die Kunst Danke zu sagen

Das gehört natürlich auch irgendwie mit zum Thema Höflichkeit im Umgang. Dieses Thema ist mir aber so wichtig, dass ich ihm gerne einen eigenen Abschnitt widmen möchte. Ich bin selbst immer die erste, die sich beschwert, wenn ein Unternehmen/Museum meine Beiträge nicht teilt, nicht kommentiert oder überhaupt scheinbar nicht wertschätzt, selbst wenn ich eingeladen war. Das gleiche gilt natürlich auch andersherum. Wenn ich wirklich hervorragend betreut worden bin und die andere Seite ganz wunderbar war, dann verschicke ich ganz altmodisch eine Danke-Karte. Das mache ich übrigens auch, wenn erst was schief ging, dann aber sehr viel Zeit investiert worden ist, um es wieder gut zu machen. Wir sind alle nur Menschen. Als Blogger sind wir oft auch in einer privilegierten Situation, wir dürfen auf Eröffnungen, zu Events, bekommen Dinge gratis, die wir wollen (manchmal auch nicht) und werden im großen und ganzen meist sehr gut umsorgt. Das sollte man zu schätzen wissen. Danke-Karten sind im anglo-amerikanischen Bereich übrigens verbreiteter. Eine altmodische, handgeschriebene Karte ist in heutigen Zeiten auch einfach etwas besonderes und kann zum Ausdruck bringen, dass man sich ebenfalls die Zeit genommen hat Danke zu sagen. Eine Email ist natürlich auch eine Möglichkeit, die ich ebenfalls meistens benutze, aber manchmal möchte, dass mein Danke mehr ist als eine Email, die dann im Nirvana des Alltäglichen verschwindet. Richtige Karten kann ich Euch nur ans Herz legen, die kommen wirklich gut an.

Professionalisiert Euch

Neben einem guten Umgang und der Kunst Danke zu sagen, sollte man sich als Blogger auch allgemein professionalisieren. Dazu gehört auch eine eigene Emailadresse für den Blog. Das geht bei einem guten Website-Design weiter. Heute gibt es für jede Plattform und jedes CMS so unendlich viele gute kostenfreie oder günstige Templates, die man installieren kann, das mir völlig unklar ist, warum es immer noch so viele Blogs in 90er-Jahre Optik gibt. Wenn ich eine Anfrage von einem Blogger bekomme und es kaum ertragen kann die Seite anzuschauen, weil ganz viel blinkt und springt oder einfliegt, dann bin ich mit einer Kooperation zurückhaltend. Für mich als Unternehmensvertreter steht immer die Frage im Raum und an erster Stelle, wer sind die Leser und kann ich die Beiträge später guten Gewissens über meine Kanäle teilen. Auch die Frage ob die Optik zum Stil des Unternehmens passt, spielt bei meinen Antworten und auch bei meiner Blogger-Auswahl eine große Rolle. Dabei sollte aber auch keine andere Seite kopiert worden sein, einfach einigermaßen zeitgemäß und passend zum jeweiligen Thema sollte es sein. Und natürlich responsiv!

Ganz wichtige Basisausstattung für jeden Blogger sind zudem Visitenkarten. Man könnte denken, dass wäre auch altmodisch, aber nach wie vor sind Visitenkarten das A und O des professionellen Umgangs. Ich trage zum Beispiel ständig drei unterschiedliche mit mir herum. Eine für diesen Blog (schließt meine Beratungs- und Schulungstätigkeiten ein), eine für MuseumLifestyle und natürlich eine vom Verlag. In meinem Filofax habe ich außerdem Hüllen mit allen Visitenkarten wichtiger Kontakte, die ich so in den letzten Jahren gesammelt habe. Visitenkarten haben den großen Vorteil, dass man seine Kontakte schnell wiederfindet, auch wenn man den Ansprechpartner vielleicht nicht mehr weiß. In meinem mobilen Adressbuch wäre ich aufgeschmissen, wenn ich nicht mehr wüsste wie der Nachname des Ansprechpartners war oder die Mailadresse. Darüber hinaus haben Visitenkarten den großen Vorteil, das sie etwas über Euch und euren Blog erzählen können. Vom Papier über das Design bis hin zur gesamten Qualität kann eine Visitenkarte darüber entscheiden, ob Euch ein Unternehmensvertreter interessant findet. Eine Visitenkarte ist Eure Handschrift im Kleinformat, deshalb sollte in die Auswahl Zeit investiert werden. Am besten ist es natürlich Ihr habt ein eigenes Blog-Logo, das auf eine Seite gedruckt werden kann. Ein Logo ist auf Dauer auch ein wichtiger Wiedererkennungswert. Wenn Ihr im Lifestylebereich unterwegs seid, kommt Ihr auf keinen Fall drum herum. Aber auch hier heißt das oberste Gebot Professionalität. Bastelt auf keinen Fall selbst irgendwas, wenn Ihr von Typographie und Design nichts versteht. Schaut Euch im Bekanntenkreis um, ob es jemanden gibt, der Euch helfen kann!

Zur Professionalität gehört natürlich auch eine gewisse Qualität. Gute Texte ohne Rechtschreibfehler und hochwertige Fotos sind mittlerweile ein unbedingtes Muss für jeden Blog. Die Zeiten der verwackelten Handyfotos sind vorbei! Schaut Euch mal richtig erfolgreiche Blogger an, die meisten arbeiten mit Fotografen zusammen. Natürlich kann sich das gerade am Anfang kein Mensch leisten. Einfach nehmen, geht natürlich auch gar nicht. Auch bei Unternehmen gibt es immer weitere Rechtinhaber und die Nutzung von Fotomaterial muss unbedingt immer vorher abgeklärt werden! Man sollte sich auf jeden Fall eine gute Kompakt- oder Spiegelreflexkamera besorgen und Basics in Photoshop oder anderen Bildbearbeitungsprogrammen sollte man sich ebenso zulegen. Selbst für Instagram reichen verwackelte Handybilder nicht aus. Damit lockt man keine Sponsoren oder Kooperationspartner an. Auf den meisten Blogs begegnen mir auch wirklich gute Bilder, oft sind aber die Texte nicht so toll. Natürlich zählt immer um welches Produkt es geht und auch die Textlänge ist mir erstmal egal, aber wenn jeder Satz grammatikalisch eine Zumutung und die Rechtschreibung mangelhaft ist, dann kommt für mich eine Zusammenarbeit schon nicht mehr in Frage, auch nicht bei den tollsten Bildern. Auch der Inhalt muss stimmen. Wenn Ihr unsicher seid, besorgt Euch am besten jemanden der Korrektur liest. Das ist total OK, das machen viele Blogger. Die richtigen Profis haben oft sogar Lektoren und Übersetzer. Das ist keine Schande, jeder professionelle Autor hat die auch an seiner Seite.

Für Kooperationen sollte dauerhaft außerdem ein Media-Kit mit allen Zahlen erstellt werden. Da könnt Ihr Euch bei klassischen Magazinen oder anderen Blogs inspirieren lassen, aber auch, wenn es bloß ein einfaches PDF ist, sollte es alle Daten zu Followern, Email-Abonnenten etc. enthalten. So sieht jemand direkt auf einen Blick welche Reichweite euer Blog hat. Selbstverständlich kann man auch weitere Kooperationspartner nennen, um Interesse zu wecken.

Ein Einlesen in Marketing-Strategien und Social Media Management kann ich auch nur empfehlen. Bei manchen Bloggern scheitert es vor allem daran, dass sie ihre Texte einfach nicht zu ihren potentiellen Lesern bekommen. Heute reicht es leider schon lange nicht mehr irgendwo im Internet gute Inhalte zur Verfügung zu stellen. Man muss diese fleißig teilen und dahin bringen wo die Leser sind. Wenn man irgendwann einen großen Stamm Email-Abonnenten hat, steht man natürlich schon richtig gut da, aber auch da muss man erstmal ankommen und prinzipiell gibt es immer noch irgendwo Leser, die man noch nicht erreicht.

Kennt Euren Wert

Egal ob Ihr auf kommerzielle Kooperationen wert legt oder nicht, kennt Euren Preis und Euren Marktwert. In den USA spricht man schon lange von Benchmarks, wenn es um Blogger geht. Hier ist das noch nicht so üblich. Immer öfter höre ich aber Klagen über unverschämte Angebote. Da schicken Unternehmen Gutscheine raus mit einer ganzen Latte von Forderungen als Gegenleistung. Das ist nicht in Ordnung, aber auch für die wirklich netten Anfragen ist es gut, wenn man eine feste Preisstaffel im Hinterkopf hat. Überlegt Euch wie lange Ihr für einen Beitrag braucht, wie viele Leser (unique user) Ihr monatlich erreicht und ob Ihr Fotografen engagiert oder nicht. Natürlich sollte man realistisch bleiben! Trotzdem auch standhaft. Ich habe bereits mehr als einmal Angebote abgelehnt, auch wenn es natürlich nett gewesen wäre ein bisschen „Taschengeld“ zu verdienen. Aber auch Agenturen, Firmen und Institutionen sprechen miteinander. Tut Euch den Gefallen und werdet nicht der Blog, von dem alle wissen, dass man dort Beiträge schon für 50 Euro bekommt. Damit macht Ihr euch selbst das Geschäft kaputt und anderen Bloggern natürlich auch. Nach wie vor sind Blogger, selbst wenn sie einige hundert Euro für einen Beitrag nehmen, viel günstiger als klassische Werbung. Wenn Ihr einen professionellen Blog betreibt, der einige tausend Leser erreicht, dann seid Ihr das wert. Das soll nicht heißen, dass man nicht kleine Labels, gute Museen oder soziale Projekte mit Beiträgen umsonst unterstützt oder über Events schreibt, auf denen man Spaß hatte. Auch wenn ich irgendwo hin möchte und frage ob ich als Blogger kommen kann, erwarte ich natürlich nicht das gleiche wie bei einer Anfrage, die mir gestellt wird, weil jemand unbedingt möchte, dass ich über ihn schreibe. Da sollte man schon unterscheiden. Mein Grundsatz ist einfach, dass ich nicht umsonst arbeite. Wenn mich jemand engagiert, dann kostet das eben Geld wie jede andere Dienstleistung auch. Positive oder vorgeschriebene Beiträge lasse ich mir natürlich trotzdem nicht diktieren. Als Grundeinstellung würde ich das prinzipiell auch allen anderen Bloggern empfehlen.

Bleib Dir treu

Mit diesem Punkt hätte ich auch beginnen können. Blogs leben von der so oft zitierten Authentizität eines Bloggers. Egal wie viel Geld man möglicherweise verdient, egal wie viele Produkte oder Einladungen man bekommt, man muss sich treu bleiben, sonst verliert man seine Leser. Und verliert man seine Leser, macht das Bloggen keinen Sinn. Der rote Faden eines Blogs entwickelt sich natürlich und auch jeder Blogger entwickelt sich weiter. Manchmal kann es auch Zeit für einen neuen Blog sein, weil manche Themen einfach nicht auf den alten passen oder eine ganz andere Lesergruppe ansprechen. Verliert Eure Ziele und Wünsche niemals aus den Augen. Manchmal kann das am schwersten sein. Manchmal ist es hart eine Anfrage abzulehnen, die wirklich lukrativ wäre, aber am Ende des Tages fühlt man sich doch wohler, wenn man sich nicht „verkauft“ hat. Für diesen Blog habe ich bereits mehr Anfragen abgelehnt als angenommen, aber ich habe das Gefühl, dass das die Qualität erhalten und den Inhalt auf Kurs gehalten hat. Lasst Euch niemals aus der Bahn werfen, wenn Euer Blog eine Herzensangelegenheit ist, dann steht man auch jede Durststrecke durch. Lasst Euch auch nichts erzählen, die Menge der Beiträge ist zum Beispiel nicht zwangsläufig entscheidend. Dieser Blog lebt und wächst seit zwei Jahren stetig, obwohl ich im Schnitt nur einmal im Monat einen Beitrag schreibe. Wichtig ist, dass Ihr zufrieden seid!

Manage deine Erwartungen

Der letzte Punkt für diesen Beitrag hat einen direkten Bezug zu allen Hinweisen davor. Als Blogger muss man unbedingt seine Erwartungen auf einem realistischen Level halten. Immer wieder begegne ich Bloggern, die die nächste Masha Sedwick werden wollen. Generell lebe ich auch nach dem Motto „Think big“, aber realistisch sollte man schon sein. Nicht jeder Blog wird es soweit bringen, dass man plötzlich hauptberuflich bloggt und 6 Angestellte hat, die einen unterstützen. Das ist und bleibt die Ausnahme. Dafür gibt es einfach zu viele von uns. Und auch in schlechten Zeiten, wenn einem nicht so recht das richtige Thema einfällt oder negatives Feedback kommt, muss man in der Lage sein sich selbst zu motivieren und darf auf keinen Fall die „beleidigte Leberwurst“ spielen. Auch wenn man alles Herzblut in eine Anfrage steckt, weil man wirklich gerne mit einem Unternehmen zusammenarbeiten möchte, kann es eine Absage geben. Auch wenn man auf eine Ausschreibung antwortet, wird es immer mal wieder zu Rückschlägen kommen. Am besten cool bleiben und immer wieder zwischendurch die eigenen Erwartungen überprüfen. Manchmal hat man auch schon viel gewonnen, wenn man fragt, ob man obwohl es nicht geklappt hat, in den Verteiler für die Zukunft aufgenommen wird. Daraus kann dann später immer nochmal eine Zusammenarbeit entstehen. Es hat auch einfach noch niemandem geholfen, größenwahnsinnig zu werden. Und natürlich sind Blogger heute ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation, auch im Marketing weiß man das in der Regel. Trotzdem hat kein Unternehmen und mit Sicherheit kein Museum auf den Blogger mit Star-Alluren gewartet. Da habe ich wirklich schon die wildesten Forderungen gehört. Eine Kooperation ist eine Zusammenarbeit, man arbeitet also zusammen und nicht gegeneinander. Das Unternehmen braucht gute Blogger, wir brauchen aber auch Menschen, die mit uns zusammenarbeiten möchten. Ich kenne genug Kollegen, die an vielen Tagen keine Lust mehr auf Kooperationen haben, weil die mitunter wirklich anstrengend werden können. Auch hier hilft ein gesundes Bewusstsein für die eigenen Erwartungen. Wenn man dabei realistisch bleibt, steht erfolgreichen Kooperationen nichts mehr im Weg.

Fazit

So ganz habe ich es natürlich nicht geschafft, meine eigenen Erfahrungen als Blogger außen vor zu lassen. Ich bin eben doch nie nur Unternehmensvertreter, sondern immer auch Blogger und umgekehrt. Manchmal hilft das auch für das gegenseitige Verständnis. Ist ein bisschen wie mit den Auto- und den Fahrradfahrern, die Rücksicht steigt, wenn man mal die Seiten wechselt. Und generell hilft es natürlich, wenn man sich mal in die Situation des Gegenüber hineinfühlt. Aber bevor das hier Punkt 7 wird und ein Buch statt einem Blogbeitrag, ist für heute Schluss. Als nächstes widme ich mich dann dem wichtigen Thema der Krisenkommunikation, wenn etwas mal so richtig schief läuft bei einer Zusammenarbeit. Nun bin ich gespannt auf Rückmeldungen.